Zeit wieder einmal zum Thema Sinatra zurückzukehren...
Es gibt ein Sinatra-Album, welches bei Fragen nach dem „besten Album“ oder auch nach dem „schlechtesten Album“ nie genannt wird und auch sonst, soweit ich mich erinnere, überhaupt noch nie erwähnt wurde – „A Man Alone“ von 1969.
Ein wenig zu Unrecht führt dieses Album ein Schattendasein. Es ist zwar – man bedenke das Aufnahmedatum – kein hervorragendes Album (das letzte hervorragende Album in Sinatras Karriere war „Moonlight Sinatra“), aber meiner Ansicht nach das letzte gute Sinatra-Album für zehn lange Jahre.
Bemerkenenswert an dem Album ist, dass es von Rod McKuen eigens für Sinatra komponiert und getextet wurde, ferner, dass Sinatra einige der Stücke nicht singt, sondern rezitiert. Ich persönlich stufe das Album zwar nicht unter die Meisterwerke ein, kann ihm aber –im Hinblick darauf, dass es sich um ein Spätwerk handelt – doch einiges abgewinnen. Costas Arrangements sind wohltuend zurückhaltend, die Texte gut, einige Songs sind für mein Ohr in der Tat sehr gelungen, etwa die Titelnummer und „Lonesome Cities“ oder „I´ve Been To Town“.
Was ist Eure Ansicht zu dieser Platte, wer hat sie, wer nicht?
Ich besitze sie, fand allerdings noch nicht die Zeit, mich damit auseinander zu setzen, da es doch reichlich schwermütig ist.
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You must have known that I was lonely, because you came to my rescue
And though I know that this is heaven, how could so much love be inside of you
Also für mich ist "A man alone" ein ganz großer Wurf Sinatras, das jeden Vergleich zu dem hier jüngst so gelobten "She shot me down" locker standhält. "She shot me down" ist sicher kein schlechtes Album, doch teile ich keineswegs die bei diesem Thema geäußerten euphorischen Auffassungen.
"A man alone" repräsentiert wie kein anderes Album der Reprise-Zeit das Gendre der von Traurigkeit und vor allem Einsamkeit geprägten Lieder.
Lieder über Einsamkeit und Verlassensein sang Sinatra in der Capitol-Zeit in Perfektion. Vielleicht auch ein wenig durch persönliche Erfahrungen (man denke an die Beziehung zu Ava Gardner) geprägt, war Sinatra in dieser Zeit in der Lage Emotionen dieser Art in einer Weise auszudrücken, daß wohl fast jedem Hörer, der schon mal ähnliches durchgemacht hat, der Schauer über dem Rücken lief.
Bei Reprise gab es sicher auch zahlreiche Versuche Sinatras diese Empfindungen musikalisch umzusetzen, es ist ihm aber kaum wieder in so dichter und konzentrierter Form gelungen, wie bei "A Man alone".
An die großen Capitol-Konzeptalben vom Schlage eines "In The Wee Small hours" reicht "A Man Alone" sicher nicht heran, aber in der Reprisezeit hat es sicher eine Ausnahmestellung inne.
Das liegt vor allem an Titellied, das die Gefühle einsamer Menschen, die am Tag zwar sicher nicht alleine sind, aber nachts, wenn sie in die Räume zurückkehren müssen, die sie mühsam Heim zu nennen gelernt haben, hervorragend zum Ausdruck bringen versteht.
Jeder Junggeselle versteht diese Lied und leidet mit (sich selbst), auch wenn am Ende, beim "A Man Alone-Reprise" die Stimmung wieder etwas optimistischer wird.
Alles in allem also ein wirklich großes Album,
Marcus
Bravo Marcus, ein perfekter Klappentext für dieses wunderschöne Album, das man sicherlich nicht wie Holger als ein "Spätwerk" bezeichnen darf. (Und, "Moonlight Sinatra" sein letztes großes Album??? was ist mit "Sinatra-Jobim"???)
Es war im Gegenteil ein Erstlingswerk, das allererste Sinatra-Album, auf dem nur Songs eines einzigen Songwriters zu finden waren, das allererste komplett für Sinatra geschriebene Album, und noch dazu von einem Dichter, der mit den Traditionen von Sinatras angestammten Great American Songbook nichts zu tun (und auch nichts am Hut) hatte.
McKuen war in den späten sechziger Jahren sehr populär bei den 'woodstockies". Die Kritiker warfen dem Album vor allem die "kitschy poetry" McKuens vor... ich für meinen Teil kann das wie Marcus nicht nachvollziehen, zumal Sinatra gerade dann am Besten war, wenn er einfachste Texte sang... Einsamkeit ist nichts philosophisches, sondern ein sehr "einfaches", direktes Gefühl, und Sinatra hat das hier absolut meisterhaft interpretiert. Die geniale Idee, den Titelsong am Ende mit anderem Text nochmal aufzugreifen, gibt dem Album den letzten Schliff. Und am Ende schließt Sinatra mit einer SO pointierten Zeile, die am Ende des Albums geschickt ironisiert, warum Einsamkeit auch selbst"gemacht"/selbstgewählt sein kann:
"Don't talk to strangers, for someone might be kind, and muddle up your mind"
Bernhard
FRANCIS ALBERT SINATRA
12.12.1915 - 14.5.1998
THERE WILL NEVER BE ANOTHER YOU
Wohl denn, für mich persönlich ist das Album ein Spaethwerk, denn spätestens ab 1970 etc... ihr wisst ja Bescheid...
Von diesem Standpunkt ist „A Man Alone“ sogar als ein durchaus würdiger Abschluss von Sinatras Karriere zu bezeichnen. Zumindest bis „Trilogy“ folgte dann wenig interessantes bzw. qualitativ hochwertiges, von gelegentlichen Einzeltiteln auf Alben (Jobim-Seite auf „Sinatra And Co“) oder (sehr) seltenen gelungenen Singles abgesehen, war die Zeit von 1969-79 was Plattenerscheinungen betrifft, ab „A Man Alone“ ein einziger Durchhänger.
„Moonlight Sinatra“ ist für mich persönlich deshalb das „letzte hervorragende Album“, weil hier ein letztes Mal „alles stimmt“: Stimme, Arrangements, Songs – alles vom Feinsten...
Das Jobim-Album ist natürlich auch sehr gut, allerdings war Sinatra bei dieser Art von Musik vermutlich stimmlich nicht so gefordert wie bei einem Album wie „Moonlight Sinatra“. Das Jobim-Album ist ungeachtet dessen einer meiner ganz großen Favoriten aus der Reprise-Zeit. Vor „A Man Alone“ gab es aber natürlich auch noch ein anderes zwar nicht hervorragendes, aber doch sehr gutes Album, nämlich „Francis A. & Edward K.“.
Erst unlängst wieder einmal (zwei Mal hintereinander) gehört, ist man immer wieder beeindruckt, wie fantastisch die Ellington-Band aufspielt. Vor allem die Sinatra-Hörer, die auch dem Jazz zugeneigt sind, dürften diesem Album mit großem Wohlwollen gegenüberstehen. Die Band hat hier nicht nur Begleitfunktion, wie sonst bei Sinatra oft üblich, sondern ist zu gut fünfzig Prozent für die Klasse des Albums verantwortlich.
Hallo !! Also für mich ist dieses Album aus dem Jahre 1969 eines der 10 Besten von ihm überhaupt.Die Musik ist so bewegend und harmonisch das man eine Gänsehaut bekommt wenn man es hört, bei liegt sie seit 2 Tagen im Player und ich kann mich nicht von ihr trennen, und mir geht es Gefühlsmäßig sehr gut.Meine Frau und ich hören uns diese Cd immer wieder gerne an. Ein Meilenstein für mich in Sinatras Schaffen.Und ich bin auch genauso der Überzeugung das nicht alle Platten von ihm perfekt sind ( bei welchen Künstler ist das schon der Fall).Wir sollten einfach Aufhören damit immer zu sagen die Columbia oder Capitol Phase ist die beste,ich finde alle! Sinatra Platten haben auf ihre Art und Weise seine eigenen Reiz und genau das macht den Ausnahme Künstler Sinatra aus. The best is yet to come
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