in Anknüpfung an unser Thema der Woche (41.KW/Strangers In The Night), die neue Kaempfert-Biographie ist erschienen und ich bin ziemlich begeistert davon. Abwechslungsreich und spannend geschrieben, ein Portrait des Privatmannes ebenso wie des erfolgreichen Musikers und Komponisten. Natürlich gibts hier "alles" über Strangers In The Night und Sinatra zu lesen - aber auch ein tolles Kapitel über seine Zeit mit den frühen Beatles in Hamburg. Kaempfert kommt in Form inserierter Interviewausschnitte auch ausfühlich selbst zu Wort. Daneben gerät das Buch auch zu einem halben Portrait von Kaempferts engem Kollegen und Freund Herbert Rehbein, und enthält viel Geschichte und viele Geschichten um die oft zu Unrecht vernachlässigte "deutsche Swing-Szene", für die Namen wie Max Greger oder Peter Herbolzheimer stehen. Besonders gut gefallen hat mir Böttchers Stil, der sehr persönlich gehalten ist, ohne dabei aber seinem "Objekt" zu nahe zu kommen und ins Glorifizieren zu geraten. Ein schönes Denkmal für einen großen Musiker aus Deutschland, der nur 56 Jahre alt 1980 gestorben ist.
Freuen wir uns auf die dazugehörige TV-Biographie, die ebenfalls von Marc Boettcher konzipiert ist. Parallel dazu ist bei Polydor eine Doppel-CD erschienen: "The Bert Kaempfert Story - A Musical Biography".
Doch schon das Buch kommt mit einer tollen CD einher, sechzig Minuten mit Interviewausschnitten und einer bunten Mischung aus absoluten musikalischen Raritäten, wie z.B. eine frühe Beatles-Aufnahme von "Ain't She Sweet" (1961) oder "Party Party" mit Gesang von Gustav Gründgens(!), und Erfolgshits wie "Strangers In The Night" oder "There's No Business Like Showbusiness". Dafür muß man allerdings auch "Heimweh, die Gitarre und das Meer" von Freddy Quinn durchstehen.
"The bottom line": Unbedingt kaufen und lesen.
Bernhard.
FRANCIS ALBERT SINATRA 12.12.1915 - 14.5.1998 THERE WILL NEVER BE ANOTHER YOU
In Antwort auf: Hallo Freunde, Marcus hat dazu eine Besprechung aus der FAZ gepostet, siehe "Andere Künstler"-Abteilung.
Ups, hatte gar nicht gesehen, daß es hier schon einen Eintrag zu diesem Thema gab, sonst hätte ich natürlich diese Rubrik hier gewählt. Aber als das Thema damals lief, hatte ich meine Rechnerprobleme und habe dieses Forum leider nicht so richtig verfolgen können. Marcus
ein Dokumentarfilm von Marc Boettcher zum 80. Geburtstag des weltberühmten und unvergessenen Komponisten und Bandleaders
Welturaufführung - 30. Oktober, 16 Uhr anlässlich der 45. Nordischen Filmtage in Lübeck TV-Premiere - 22. November um 22 Uhr auf N3
Swing und Easy Listening erleben seit einigen Jahren eine neue Blütezeit. Was liegt da näher, als Bert Kaempfert (1923-1980), einen der berühmtesten Vertreter des Easy Listening, in einem Filmporträt näher kennen zu lernen. Er prägte schon früh mit Titeln wie Danke Schoen, A Swingin’ Safari und Red Roses For A Blue Lady seinen eigenen, unverkennbaren Stil und schrieb Musikgeschichte. Er entdeckte und produzierte die Beatles, arrangierte für Elvis Presley und verhalf Al Martino mit Spanish Eyes zu seinem Comeback. Er selbst hatte sei-nen größten Erfolg mit Strangers In The Night, einem Jahrhundert-Hit. Internationale Stars wie Frank Sinatra, Dean Martin, Shirley Bassey und Ella Fitzgerald sangen seine Komposi-tionen. Bis zu Bert Kaempferts Durchbruch war es jedoch ein steiniger Weg.
Auf den gebürtigen Hamburger, der am 16. Oktober diesen Jahres 80 Jahre alt geworden wäre, muss das Sprichwort von dem Propheten, der im eigenen Land nichts gilt, angewandt werden, denn erst in Amerika stellte sich der lang ersehnte Erfolg ein. „Er ist der faszinie-rendste deutsche Export seit der Dietrich" - so urteilte ein Redakteur des "Sunday Ledger In-quirer" 1961 über Kaempferts großen Erfolg mit Wonderland By Night, dem ersten Nr.-1-Hit eines Deutschen in den USA.
Wie kam es dazu, dass sich ein unbekannter Deutscher in den Vereinigten Staaten gegen die Konkurrenz weltbekannter Orchester behaupten konnte? Wer war dieser zurückhaltende Mann, dessen zahlreiche Evergreens bis heute unvergessen sind? Was ist dran an den jahre-langen Gerüchten, Strangers In The Night hätte ein anderer komponiert? Warum starb Bert Kaempfert im Alter von erst 56 Jahren?
Der Autor und Filmemacher Marc Boettcher (Alexandra – die Legende einer Sängerin, 1999), der auch die erste Biographie über Bert Kaempfert geschrieben hat, wirft in seinem neuen, 120 min. Film einen Blick hinter die Kulissen des Showbusiness und schlägt einen kulturhistorischen Bogen von den goldenen zwanziger Jahren bis hin zur Disco-Ära. Es kommen Verwandte, Kollegen und Freunde wie Freddy Quinn, James Last und Tony Sheri-dan zu Wort. Und es gibt ein musikalisches Wiedersehen mit Interpreten wie Caterina Valen-te, Hildegard Knef, Al Martino, Count Basie, Elvis Presley, den Beatles und v. a..
Biographie: Stranger In The Night – the Bert Kaempfert Story von Marc Boettcher, Europäi-sche Verlagsanstalt (EVA), Hamburg 2002, ISBN 3-434-50523-7 DCD: The Bert Kaempfert Story – a musical biography, Universal/Polydor 583 784-2
Infos unter: boettcher-film.de Ansichtscassetten und weitere Anfragen unter: MB-Film – Tel.: 030-801 14 25
Nach der Filmbesprechung hier noch ein Hinweis auf einen Konzertmitschnitt:
Marcus
In Antwort auf: «Bert Kaempfert in London» - Live-Mitschnitt von 1974
Hamburg (dpa) - Er war der Meister des «easy listening», sein Name stand und steht für elegante Unterhaltungsmusik. Bert Kaempfert, Komponist, Musiker, Arrangeur und Bandleader in einer Person. Am 16. Oktober wäre der Mitautor von Welthits wie «Strangers in the Night» oder «Spanish Eyes» 80 Jahre alt geworden, sein früher Tod im Juni 1980 beendete jäh eine glanzvolle Karriere, der so gar nichts Provinzielles anhaftete.
Kaempfert feierte bereits in den 60er Jahren in den USA große Erfolge, unzählige Stars wie Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr., Shirley Bassey oder Ella Fitzgerald landeten mit Songs von Bert Kaempfert Riesenhits. Unaufdringlich, von makelloser Eleganz und elegant swingend - so könnte man den typischen Kaempfert-Sound beschreiben. Tanzmusik mit hohem Jazzanteil, amerikanisch inspirierter Swing, der grazil auf einem Streicher-Teppich daherkommt.
Dabei galt Kaempfert als absoluter Perfektionist, für seine unzähligen Platteneinspielungen waren die besten Musiker und Solisten gerade gut genug. Tourneen waren dem Hamburger, den viele nur «Fips» nannten, absolut verhasst. Kaempfert wollte einfach nicht auf die perfekten Studiobedingungen verzichten. Als er sich 1974 dennoch überreden ließ, ein Konzert in der Londoner Royal Albert Hall zu geben, war dies schon eine kleine Sensation. Das eher unterkühlte britische Publikum zeigte sich begeistert vom «german guy».
Ein Mitschnitt dieses schon fast legendären Konzertes ist nun als Doppel-CD erschienen. Für Kaempfert-Fans ein Muss, und eine wunderbare Entdeckung für alle, die mit den Namen Kaempfert bislang nichts anfangen konnten. Diese Art Unterhaltungsmusik, die schon in den 70er Jahren leicht anachronistisch wirken musste, gibt es längst nicht mehr - Stil, Geschmack und lockeres Understandment sind ja heute, wo jeder Krähhahn sich «Superstar» nennen darf, doch eher aus der Mode gekommen.
Statt in kulturkritischem Lamento zu versinken, sollte man lieber die wunderbaren, doch wohl zeitlosen Songs des Londoner Konzertes genießen. Mit einem schlichten «Good Evening» begrüßt der Bandleader sein Publikum. Und startet mit einem Medley eigener Songs ganz entspannt in den Abend. Es folgen eigene Hits wie «A Song for Satch», «Blue Midnight», «Tahitian Sunset» oder das unvermeidliche «Strangers in the Night», aber auch viele Sachen von anderen Komponisten. Und in dieses Konzept passte sogar ein Ohrwurm wie Neil Diamonds hier herrlich pathetisch klingendes «Sweet Caroline».
Musik war für Kaempfert nie eine One-Man-Show. Solisten wie der Trompeter Ack van Rooyen oder der Saxofonist und Flötist Herb Geller prägten entscheidend den Sound der Band. Insgesamt 26 Tracks sind auf «Bert Kaempfert in London» versammelt, davon 14 bislang unveröffentlicht. Unverwüstliche Klassiker wie «Tuxedo Junction», Balladen wie «Melancholy Serenade», Kaempfert-Hits wie «A Swingin' Safari». Und am Ende sagt der Bandleader leise swingend «Danke schoen».
Das war ein wunderbares, zu Herzen gehendes Portrait, informativ und unterhaltsam. Frank kam natürlich vor; zu "Strangers In The Night" wurden Ausschnitte aus der CBS-Doku von 1965 gezeigt. Interessant und neu für mich war, dass "The World We Knew" offensichtlich vollständig von Herbert Rehbein komponiert wurde. So wurde es wenigstens berichtet.
Berlin (dpa) - Er entdeckte die Beatles, Elvis Presley ließ sich von ihm «Muss i denn zum Städele hinaus» zu «Wooden Heart» umarbeiten und sein «Strangers In the Night» verhalf Frank Sinatra zu einem Comeback. In diesem Jahr wäre der Komponist, Arrangeur und Multi-Instrumentalist Bert Kaempfert, der 1980 starb, 80 Jahre alt geworden. Der NDR zeigt die Dokumentation «Strangers in the Night - Die Bert-Kaempfert-Story» an diesem Samstag um 22 Uhr.
Seine schmeichelnden Melodien, allen voran «Wunderland bei Nacht», «Spanish Eyes» und «Danke Schön» - noch heute die Schlussmelodie großer Unterhaltungsshows - haben ihn zu einem der erfolgreichsten deutschen Komponisten gemacht. Weltstars wie Ella Fitzgerald, Shirley Bassey, Caterina Valente, Dean Martin, Al Martino, Duke Ellington oder Nat «King» Cole waren mit seinen Kompositionen erfolgreich.
Am 16. Oktober 1923 in Hamburg geboren, lernte der Sohn eines Malermeisters schon mit sechs Jahren das Klavierspielen. Das Instrument kaufte seine Mutter vom Schmerzensgeld, das der kleine Berthold nach einem Unfall erhielt. Auf der Hamburger Musikschule studierte er Klavier, Klarinette, Saxophon und Akkordeon. Während des II. Weltkrieges spielte er in einem Musikkorps der Marine. Danach bildete er seine eigene Band. Dabei lernte er auch den jungen Freddy Quinn kennen und produzierte für ihn den Hit «Die Gitarre und das Meer».
Doch in Deutschland blieb ihm die Anerkennung zunächst versagt. Für das Stück «Wunderland bei Nacht» interessierte sich niemand. Als er damit nach Amerika ging, schaffte er genau mit diesem Stück als «Wonderland By Night» den internationalen Durchbruch. Es war der Vorläufer einer Serie ähnlicher Kompositionen mit Solotrompete, üppigen Streichern und Chor. Kaempfert schuf 400 Kompositionen und rund 700 Orchester- Arrangements. Bis zu seinem Tod wurden weltweit 150 Millionen Platten mit seinen Melodien verkauft.
Aus den USA in Hamburg zurück, erkannte er als einer der ersten die Klasse der Beatles. 1961 schrieb er für die vier jungen Engländer «My Bonnie Lies Over The Ocean» und «Ain't She Sweet». Ohne einen Pfennig zu verlangen, trat er seine Rechte an der Band an den späteren Beatles-Manager Brian Epstein ab. «Später, als die Beatles berühmt waren, wollte ich Epstein einmal anlässlich eines London-Aufenthalts besuchen. Doch er ließ mir durch seine Sekretärin ausrichten, dass er mich nicht kenne», erzählte Kaempfert einst.
In den 70er Jahren waren Kaempferts großen Tage vorbei, auch wenn er noch hohe Verkaufszahlen hatte und auf Tour ging. Nach einer Reihe erfolgreicher Konzerte in England begab er sich 1980 zu einem kurzen Erholungsaufenthalt in sein Haus auf Mallorca. Dort erlag er überraschend einem Gehirnschlag. Bert Kaempfert war, wie seine Musik, ein Mann der leisen Töne: «Ich will Musik für jedermann machen. Sie soll den Leuten gefallen, sonst ist ihr Sinn verfehlt.»
(NDR, 22 Uhr: Strangers in the Night - Die Bert-Kaempfert-Story, Deutschland 2003, 120 Minuten, Regie: Marc Boettcher)
In Antwort auf: Interessant und neu für mich war, dass "The World We Knew" offensichtlich vollständig von Herbert Rehbein komponiert wurde. So wurde es wenigstens berichtet.
Hallo Tim, also wenn ich es richtig verstanden habe, dann gilt Kaempfert weiterhin als Komponist. Das war Ergebnis eines Gerichtsprozesses und die im Film befragten Zeitzeugen haben doch auch behauptet, es wäre vom Stil her eher ein Kaempfert-Lied. Lediglich diese steif wirkende Rehbein-Tochter mit der Rüschenbluse hat im Film an der Behauptung Rehbein hätte das Lied komponiert festgehalten.
Zumindest habe ich es so in Erinnerung.
Marcus ------------------------------------
Thank you Frank.... Voice Of Our Time, A Voice For All Time Francis Albert Sinatra 1915-1998
Marcus, ich glaube Du verwechselt "The World We Knew" mit "Strangers In The Night." Um "Strangers" wurde prozessiert, allerdings nicht zwischen Rehbein und Kaempfert, sondern zwischen Kaempfert und anderen Gesellen, die ihn des Plagiats bezichtigten. Von "Strangers" behauptete Rehbeins Witwe (nicht etwa die Tochter; die Ehe war meines Wissens kinderlos), dass Rehbein es allein in dem Hotelzimmer in Hollywood komponierte, in das die Universal die beiden kasernierte, um die Filmmusik für "A Man Could Get Killed" zu schreiben. Kaempfert sei zu der Zeit "unpässlich" gewesen (wahrscheinlich zuviel gesoffen ).
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