Coolness.
Ein nicht feststehender Begriff, nicht hundertprozentig definierbar ist er.
Und doch gibt es einen Mann, der für viele Menschen die Verkörperung der Coolness ist.
Sein Name ist Frank Sinatra.
Ich bin sicher die meisten hier kennen die charakteristische Pose: Eine Bar und ein einsamer Mann, angetrunken, tief traurig in seinen Gedanken versunken. Er trauert seiner Geliebten hinterher, die ihn für einen anderen verlassen hat.
Dieses Phänomen zu erklären dürfte müßig sein, die Magie dieser Situation dürfte weahrscheinlich darin liegen, dass wir es alle nachempfinden können, denn wer hat noch nie geliebt, wer hatte noch nie Liebeskummer?
So tieftraurig diese Situation auch sein mag, so kann masn selbst in den traurigsten Songs dieses Mannes immer diese entscheidende Spur Aufbruchstimmung ausmachen; das ist es wohl auch, was ihn von den allermeisten Künstlern abhebt, dass er mit ein paar Tönen mehr Botschaft rüberbringen kann, als die meisten Menschen es mit mehreren Sätzen imstande sind, wenn überhaupt.
Das alles stellt für mich die Coolness dieses Mannes dar und da gibt es noch so viel mehr, was ich noch schreiben könnte, aber legt lieber "A Man Alone" ein oder "Wee Small Hours", dann seht Ihr es selbst.
Manchmal reicht es einfach, ein Sinatra-Album einzulegen und alle Worte sind überflüssig.
stardust
(
Gast
)
Beiträge:
12.01.2006 16:35
#2 RE: My Way oder die Kunst, einfach nur cool zu sein!
Man möchte ja nicht gleich zu Anfang kritisieren, aber ... ich tue mich schwer mit deiner Ansicht, Hendrik.
"Tief traurig" und "cool" geht m. E. nicht unbedingt zusammen. Gerade in Alben wie A Man Alone und Wee Small Hours, aber auch in No One Cares oder She Shot Me Down kommt doch ein sehr emotionaler, gebrochener, verletzter Typ zum Vorschein. Gerade das macht die Faszination aus, diese (professionell gespielte?) Authentizität der Gefühle bei Sinatra.
Im Grunde scheint mir, dass Sinatra die allerwenigste Zeit cool war, und dass das seinen Erfolg mitgetragen hat. Aus der Hörersicht (Unwort des Jahres?) war immer das Gefühl vorhanden, der Mann weiß wirklich wovon er singt. Oder, wie es in dem bewussten kleinen leinengebundenen cremefarbenen Büchlein geschrieben steht: Das Reading war einzigartig.
Nachtrag: Mir fällt ein Album ein, wo Sinatra wirklich "cool" war. Die Kooperation mit Antonio C. Jobim natürlich. Das Ergebnis wird von mir an dieser Stelle ausdrücklich nicht kommentiert. Und auch in den frühen Jahren vor '45 kommt eine gewisse "Coolness" rüber, nur, dass das damals noch nicht unbedingt erfunden oder erwünscht gewesen sein dürfte?
Mein Fazit: Es gab andere, die wesentlich cooler waren als Sinatra. Und kaum einer hatte annähernd so viel Erfolg. Franz Huber
----------------------------------------------- And now the purple dusk of twilight time Steals across the meadows of my heart ...
...und auch bei Jobim würde ich das weniger als Coolness ansehen. Die kommt für mich eher bei den Swing-Alben zum Tragen und noch viel mehr bei den Filmen: Zu allererst ist da wohl Ocean's Eleven zu nennen. Coolness gehört wohl zu dem Typen, den Sinatra auf Bühne und Leinwand zuweilen spielte; selber war er ein eher zerbrechlicher Mensch.
Nicht mal Sinatra's Swing möchte ich als cool charakterisieren. Da sind eher Leute wie der King zu nennen. Wenn man A Swingin' Affair oder Swing Along With Me vor Augen hat, dann ist das großteils "ausgelassen" und bei dem einen oder anderen Porter-Song auch mal augenzwinkernd, aber in meinen Augen immer noch nicht cool. Aber Tim, zumindest ist es nicht so weit von cool entfernt wie In The Wee Small Hours Of The Morning.
Wers noch nicht nachvollziehen kann, soll sich mal die beiden Versionen von "One For My Baby" auf Swing When You're Winning und Duets im Direktvergleich hintereinander genehmigen. (Oder eine dieser Swing-Shows von Rainhard Fendrich, die der ORF regelmäßig wiederholt ... der Mann ist so cool, dass es wirklich unpassend ist - gerade jemand mit seinen Lebenserfahrungen sollte es doch besser können) Franz Huber
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Ich finde es haben beide recht - gerade diese Spannung stellt Frank noch weiter rauf aufs Treppchen. Gruß, Alfred --- Einer der an die heilige Dreifaltigkeit des Show-Biz glaubt: Frank, Sammy und Dino http://www.deutsche-sinatra-society.de http://www.sinatra.info
*** Manchmal reicht es einfach, ein Sinatra-Album einzulegen und alle Worte sind überflüssig. ***
Ich denke, das reicht sogar immer - dann braucht man auch keine "Etiketten" wie "cool" (bzw. "uncool") mehr, denn Sinatra hat sich irgendwie schon immer jeder solchen Etikettierung entzogen.
Bernhard.
----- "Alte Wege, die wir wandern, werden neue Wege sein, unser Denkmal ist den andern dann ein Kilometerstein"
FRANCIS ALBERT SINATRA 12.12.1915 - 14.5.1998 THERE WILL NEVER BE ANOTHER YOU
In Antwort auf: Ich denke, das reicht sogar immer - dann braucht man auch keine "Etiketten" wie "cool" (bzw. "uncool") mehr, denn Sinatra hat sich irgendwie schon immer jeder solchen Etikettierung entzogen.
Ich finde es nicht cool, wenn er über Liebe und Schmerz singt.Oder in seinen Saloon-Songs über einen "Looser".Über die Person die er singt, die ist wirklich traurig.Wer ist denn nicht traurig wenn einen seine Liebe verlässt.
Mich berühren diese Songs sehr, dass für mich Perlen vor allem vom späten Sinatra.
You make me feel so young
stardust
(
Gast
)
Beiträge:
12.01.2006 21:28
#9 RE: My Way oder die Kunst, einfach nur cool zu sein!
Zitat von bdvogelIch denke, das reicht sogar immer - dann braucht man auch keine "Etiketten" wie "cool" (bzw. "uncool") mehr, denn Sinatra hat sich irgendwie schon immer jeder solchen Etikettierung entzogen.
Meine Rede, Bernhard. Manchmal wünsche ich mir die Prägnanz deiner Worte Franz Huber
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Dito. Ich wäre sicher kein Sinatra-Enthusiast, wäre Sinatra nur "cool" gewesen. Sinatra hatte in seinem langem künstlerischen Leben ein sehr breites Spektrum der Emotionen bedient und auch real gelebt. Sinatra steht für eine große Bandbreite an künstlerischer Ausdrucksfähigkeit. Sicher, Sinatra konnte "cool" sein, wenn er wollte, und das auf absolut unschlagbarer Weise. Aber er läßt sich gewiß nicht darauf reduzieren.
Marcus
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Thank you Frank.... Voice Of Our Time, A Voice For All Time Francis Albert Sinatra 1915-1998
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