Gedanken über Hörgewohnheiten und die Vorzüge der Schallplatte
Es war etwa 1989, als ich ein beliebiges LP-Album in unserem ortsansässigen und längst geschlossenen Kaufhaus kaufen wollte. „Langspielplatten führen wir nicht mehr“ war die Antwort und ich stieg kurze Zeit später auf CD um – wie fast jeder von uns.
Vorbei die Zeiten, wo man sich eine Langspielplatte kaufte, es sich auf dem Sessel gemütlich machte das Cover betrachtete und die Liner-Notes las. CD-Fach auf und ab in den CD-Player der Stereoanlage - nur noch Musik. Von rund 2000 Schallplatten hielt ich lediglich eine Handvoll Sinatra-LPs - aus Sentimentalität, die letzten 500 LPs habe ich sogar verschenkt....
Damalige Stereoanlagen können ja keine mp3s abspielen und ich begann den Fehler, den Viele, Viele andere auch gemacht haben: Musik wurde nur noch vom DVD-Player und auf dem PC gehört – man kennt es ja nicht besser, es ist schneller und man kann neue „Playlisten“ schnell zusammenstellen. Oft genug ist die aktuelle Musik ja auch schnelllebiger als eine selbstgebrannte CD!
Ich habe Sinatra-Musik gesammelt was das Zeug hält – auch Aufnahmen, die man sich eigentlich tontechnisch gar nicht anhören kann. Sammeln und haben war wichtiger als die eigentliche Musik – ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage.
Vor gut 1 ½ Jahren habe ich mir bei Ebay eine alte Schneider-Kompakt-Anlage ersteigert, die später einer Sony-Komponenten-Anlage und heute einer Pioneer-Komponenten-Anlage gewichen ist. Ich habe Musik im eigentlichen Sinne wiederentdeckt und sogar noch viel mehr: Die Vorzüge der Schallplatte! Musik ist vielschichtiger als BUMM-BUMM-BUMM!
Die CD ist besser abgemischt und hat einen besseren Klang hat man gesagt und das habe ich geglaubt. Das CDs aber auch nicht lange halten, das hat man z.B. verschwiegen – einige meiner Sinatra-Konzerte lassen sich gar nicht mehr abspielen! LPs aus den 50ern, 60ern .... lassen sich ohne Probleme, wenn ohne Kratzer, abspielen!
Aber man hat vor Allem verschwiegen, dass die Musik sich ganz anders anhört!
Es gibt viel weniger Nuancen in der Musik und seit ich Sinatra auf LP neu entdeckt habe, wusste ich nicht, dass Sinatra auch im mittleren und hohen Alter immer noch die Helligkeit der Jugend hatte. Viel zu dumpf und brachial wurden einige Alben hier abgemischt. Heute habe ich für 5 Euro das Album „Sinatra's Swingin Session“ auf LP auf einem Trödelmarkt gekauft – wie andere (Sinatra-)Alben in den Wochen zuvor. Trilogy ist viel, viel schöner, wenn man es so hört, wie es für den Markt aufgenommen wurde. Herrlich auch das Album "An evening with Frank and friends" aus dem Reprise-Fundus!
Ich habe es neu entdeckt – die Musik und die Stimme sind vielschichtiger als man mir in den letzten Jahren vorgegaukelt hatte. Klar kann ich keinen Grönemeyer, den ich auch sehr mag, mit Sinatra vergleichen – den kann man auch prima von CD hören, aber einen Sinatra sollte man auf einer guten Anlage und von Schallplatte hören!
Für kleines Geld gibt es heute noch alte Anlagen zu kaufen – es muss ja nicht immer das aktuelle Highend-Produkt für den Preis eines Kleinwagens sein. Hört auf mp3s und CDs auf dem Fernseher zu hören – das geht maximal auf Partys oder mit aktueller Musik, denn die wurde nicht nur so abgemischt, sondern auch schon so aufgenommen.
Wenn Ihr dann Euer Geld statt in die x-te Fassung einer neuen Best-Off von Sinatra gesteckt, sondern vielmehr in eine einfache Anlage, dann habt Ihr auch mehr Freude an den digital überarbeiteten Columbia-Alben der letzten Jahre.
Auf, entdeckt Sinatras Musik neu, so wie ich es gemacht habe.
Viele Grüße
Euer
Andreas Kroniger
P.S.: Solltet Ihr Euch nicht angesprochen fühlen, dann habt Ihr den "mp3" etc. Fehler nicht gemacht: HUT AB!
************************************************** Who knows where the road will lead us Only a fool would say...
Also ich gebe zu, die CDs und noch mehr die MP3 sind schon recht praktisch, vor allem das Zusammenstellen schätze ich schon sehr. Aber wenn es gilt eine ganze LP durchzuhören, ist der Genuss mit einer LP höher - auch wegen dem Drumherum.
Hauptraum: Transrotor AC - neu aufgebaut von Hr.Räke persönlich/SME Tonarm/System Ortofon MC 25 FL - Phonentzerrung AVM Evolition V2
Vinyl has a completely different sound. I still have my LP player in my room and my Sinatra LP's, I play them frequently. They are how the music is meant to be heard. The sound of nostalgia is music to my ears and I love the look of LP covers and love to frame them on my walls. The sound you get from LP's are not perfection as that can be smoothed all out on cd's but it is the gritty imperfection of old LP's that make it perfection to me. CD's and MP3's are more convenient like Alfred said because you can take them in your car or play them on your IPod's. However, there is definitely something special about listening to the music in the original way in which it was intended to sound. I have converted some of my LP's to MP3's so that I can listen to the original sound wherever I go if I feel like it.
------------------------------------------------- "Ain't Nobody's Business If I do." - Billie Holiday
Das Medium spielt schon eine Rolle - gerade als älterer Sinatra-Fan ist man ja fast logisch LP-Sammler geworden. Sinatra auf CD gab es ja erst spät.
Das Dilemma ist aber meines Erachtens nach nicht das Medium, sondern wird von Cheffe eh angeschnitten:
Eine LP, die ich mir vom Taschengeld abgespart habe, kenne ich heute noch in uns auswendig - vor allem weil ich wusste, das wird wieder ein Weilchen dauern, bis es wieder soweit ist. Schuber und Großboxen wie der Koffer sind schon ein Dilemma, aber wenn man nur mehr Festplattenweise tauscht, und die Dateistruktur wichtiger als der Inhalt ist, zerstört man auch das Werk.
Ihr habt schon recht mit Euren Ergänzungen: Auch die "labile" CD und auch die zum Massensammeln animierende mp3 haben ihre Berechtigung. Ich habe auch nur angemerkt - und das habt Ihr bestätigt - das ist nicht die Art von Musik, die zum Schluss rauskommt, die der Künstler, das Label produziert habe. Außerdem ist die LP etwas nostalgisches - sie wird das junge Publikum sicherlich nicht mehr in Massen erreichen.
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Abgesehen davon, dass wir das Thema Archivierung irgendwie anders - nämlich gemeinsam - angehen sollten, und sei es nur zwecks Erfahrungsaustausch,gibt es noch eine Komponente.
Also die LP war eigentlich ein Krampf - heikel, klanglich wenig befriedigend - und man musste einen Riesenaufwand betreiben, dass da halbwegs was hörbares im Raum war - ab dem gebrauchten Kleinwagen für eine ordentliche Anlage ist es losgegangen, und selbst wenn sich da wer einen brandneuen Mercedes ins Wohnzimmer gestellt hat, man hat rasch begriffen, dass sich der Käufer richtig entschieden hat, auch wenn er dafür noch ein paar Jahre länger einen rostigen Käfer vor der Tür stehen hatte.
Die LP KANN in einer guten Kette im Mitteltonbereich - gerade bei Stimmen -eine gewisse Wärme und Fülle liefern, die die CD mit einer gleich guten Kette nicht kann. Die Hauptunterschiede liegen aber fast immer an der Abmischung, da gibt es dann schon oft Punkte für die LP. Und die LP kann sich sogar aus einem Nachteil einen Vorteil machen - das an sich störende Plattenknistern wird nach einer gewissen Zeit vom Hirn abstrahiert, und offenbar noch ein paar zusätzlicher Mängel obendrein.
Die Prozedur des Auflegens einer Platte, die man dann dann durchhört wie im Konzert - samt Pause fürs Umdrehen, und die man dann vielleicht auch noch in Gesellschaft - und sei es nur die eines feinen Gläschens - wirklich geniesst - also das geht mit i-Pod-Stöpsel in den Ohren irgendwie nicht ganz so gut. Die Zeiten haben sich halt geändert - manche haben es ja auch lieber, wenn ein Restaurant 2 Ohren als 3 Sterne hat.
Mit dem CD-Zeitalter ist bei Musikanlagen irgendwie das Bewusstsein entstanden - ist ja egal ist alles DIGITAL, dass selbst irgendein Scherm (Übersetzung: Nachttopf) aus Hongkong um ein paar Netsch (Übersetzung: für kleines Geld) auch reicht. Irgendwie hat sich das auch auf die CD-Abmischungen ausgewirkt.
Ich gehöre zwar zu den Leuten, die selbst kaum Bezug zum LP-Medium haben, kann aber all was hier geschrieben wurde, nur unterschreiben. Mittlerweile beschränkt sich mein Musikkonsum auch hauptsächlich auf die PC-Lautsprecher. Das wirklich tragische ist aber, dass Alben kaum noch durchgehört werden - höchstens bei Neuerwerb oder im Auto.
Das Medium CD selbst ist aber nur zum Teil das Problem. Das Hauptproblem ist meines Erachtens, dass vieles was wir auf CD bekommen wirklich nicht das investierte Geld wert ist. Wer einmal eine SACD gehört hat, weiß, dass es viel besser ginge. Schade, dass hier nicht mehr passiert. Ich bin eigentlich seit Monaten im Zweifel, ob ich mir bei Nat King Cole den Luxus leisten und umsteigen soll. Dann müsste allerdings auch ein neuer Player her
Alfred hat es auch an anderer Stelle schon geschrieben: man muss sich ernsthaft die Frage stellen, ob solche Boxen wie der Koffer wirklich die klügste Erfindung waren. Ich hatte nie ein sonderliches Problem damit, da meine erste Arbeit ohnehin das Umsortieren der einzelnen Titel war. Der 08/15-Hörer wird sich aber die Arbeit ersparen (oder es wird ihm gar nicht bewusst sein) und die Titel so hören wie sie auf den CDs vorliegen. Eigentlich ist damit aber das gesamte Kunstwerk dahin. In letzter Zeit ist aber für mich ein deutlicher Trend erkennbar, dass Alben wieder ohne jegliche Bonustitel - und mit dem Original Artwork - angeboten werden. Ob es sich hier lediglich um eine Maßnahme handelt um GEMA-Gebühren zu sparen (und die Alben verramschen zu können) oder ob hier wirklich wieder dem Hörer das Bewusstsein für das Medium Album vermittelt werden soll, wage ich nicht zu beurteilen. Ein Mittelweg - wie von Capitol bei den "Concepts" bestritten - wäre meines Erachtens die beste Lösung. Denkbar wären auch einzelne CDs auf denen dann wirklich nur die Singles und andere Raritäten angeboten werden. Von der Politik, dass nun einzelne (unter Umständen Hit-)Singles gar nicht mehr zu haben sind, halte ich wenig.
Viele Grüße,
Stefan Huber shicorpNO@SPAMgmx.at ------------------
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Interssante Debatte, zu der ich eigentlich bislang nur deswegen nichts beigesteuert habe, weil ich noch lange Zeit mit dem Kopieren meiner CD's auf Festplatte beschäftigt bin. Und da stoße ich natürlich auf das hier angesprochene "Problem" z.B. beim Kopieren von Bear-Family-Boxen. Ich bin mittlerweile auch vom chronologischen Hörer wieder zum "Album-Hörer" geworden, und da fängt eben bei diesen Boxen die eigentliche Arbeit erst nach dem Kopieren an. Macht Spa0, ist aber auch mühselig...
Dass es in der Industrie wieder ein Umdenken zurück zur LP-Veröffentlichung gibt, davon zeugen m.E. die neuen Vinyl-Veröffentlichungen bei etlichen Künstlern und die von Stefan angesprochene CD im LP-Artwork ohne Bonus. Vielleicht gar keine schlechte Entwicklung...
Ich gehöre ja durchaus noch zu denen, die in das ausgehende LP-Zeitalter hineingeboren wurden. Der Hauptteil meines Bestandes resultiert aber mehr aus ersteigerter Second-Hand-Ware bei ebay. Vor der Umkopierungsaktion habe ich relativ regelmäßig LP's aufgelegt. Mit der Umkopierungsaktion ist der Klick auf die mp3-Datei bequemer geworden, weil man naturgemäß dabei relativ viel Zeit vor dem Rechner verbringt. Nichtsdestotrotz habe ich mir neulich einen USB-Plattenspieler zugelegt. Ob der allerdings was taugt, weiß ich noch nicht - noch steht er hier verpackt rum...
Tim
Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, - gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, - und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Wer noch eine herkömmliche Anlage der alten Schule hat, wird mit so einem USB-Plattenspieler wenig Freude haben (gibt auch hochwertige, die aus dem Versand taugen nix), da gibt es bessere Varianten aus dem Computer-Zubehörbereich - extern wie intern - damit kann man dann auch Bänder digitalisieren, und notfalls auch CDs mit besonders störrischem Kopierschutz. Ausserdem ist so eine gute digitale Soundkarte auch bei Abspielen besser.
Hallo zusammen, ich kann was Klangqualitäten angeht, da vielleicht nicht allzu viel mitreden, aber sicher ist schon mal der ästhetische Vorteil der LPs allein schon wegen der Coverbilder.
Macht einmal den Test: Schaut Euch die CD "Sinatra & Company an. Fällt Euch der blaue Himmel links obden auf? Sicher doch!
Aber ist Euch klar, wie groß der Kontrast zwischen hellem Himmel und dem dunklen sonstigen Titelbild ist? Eher nicht, oder?
Ich hatte die CD viele Jahre bevor ich zum ersten Mal die Platte im Original gesehen habe. Ich war fast überwältigt. Auf der CD habe ich das Motiv nie besonders wahrgenommen, aber als ich zum ersten Mal diesen Farbkontrast sah, begann es mir richtig zu gefallen.
Heute beginnt der Rest Deines Lebens ... Jetzt oder nie - und nicht irgendwann. Schau auf Dein Ziel. Kein Traum ist vergebens. Heut´ fängt die Zukunft an.
CD kann schon besser klingen als ein LP aber eines der größeren probleme der cd und auch zum teil der LP ist der loudness war der schon mal ne ganze cd/lp ruinieren kann. Besonders Digital Remastered aufnahmen sind meist heut zu tage die größte Verarschung da wird die Musik bis Limit lauter gestellt und mit diversen Sachen komprimiert.
Edit: CDs mit Kopierchutz gibt schon seit Jahren nicht mehr zu dem habe ich die Erfahrung gemacht das der windows media player neuerdings den Schutz ignoriert und die cd ohne weiteres rippt ( getestet mit einer Japanischen Musik cd).
Ja Du sprichst da was an, was in der Tat für Ärger sorgt.
Als seinerzeit die CD kam kann ich mich noch an die herrlichen Diskussionen erinnern - die waren nämlich in der Tat spannend, und irgendwie hatte ich das Gefühl, da bestand tatsächlich Interesse an einer höheren Klangqualität - von Markt wie auch vom Anbieter.
Offenbar ist das Thema in Vergessenheit geraten, man muss sich ja nur anschauen, was für ein Schrott an Abspielgeräten heute den Markt dominiert.
Gruß, Alfred --------------------------------------------------
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