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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 1.395 mal aufgerufen
 Frank-Sinatra-Forum
Holger Schnabl ( Gast )
Beiträge:

08.01.2002 18:45
Tontechnisches Experiment untermauert eindrucksvoll die These, Sinatra habe währ Zitat · Antworten
Guten Tag!


Tontechnisches Experiment untermauert eindrucksvoll die These, Sinatra habe während der Columbia-Phase bei Weitem am besten gesungen!

Heute Nachmittag besuchte ich, versehen mit der CD 5 der Columbia-Box sowie der Capitol-CD Where Are You, einen lieben und langjährigen besonders guten Freund, welcher als Hobbymusiker sich im Keller seines Hauses ein semiprofessionelles Tonstudio eingerichtet hat. Mit dem sich dort befindlichen tontechnischen Equipment wollten wir sehen, ob es uns nicht gelänge, die Columbia-Aufnahmen tontechnisch noch etwas zu verbessern und wenn möglich auf das Aufnahmeniveau der Capitol-Cd zu heben. Um es kurz zu machen, trotz computergesteuerten Mischpults mit allerlei Finessen, die mein technisches Fassungsvermögen bei Weitem übersteigen, war es leider nicht möglich, eine mehr als kaum merkliche Klangverbesserung zu erreichen...

Schließlich verfielen wir auf den Gedanken, Gegenteiliges zu versuchen: wir glichen die Tonqualität der Capitol-Platte Where Are You an die Tonqualität der Columbia-Cd an. Nach einigem Experimentieren gelang es uns, besser gesagt in der Hauptsache meinem Freund, die Capitol-Cd exakt wie eine alte Columbia-Aufnahme aus den Mittvierzigern klingen zu lassen: Das Ergebnis ist überraschend und darf sensationell genannt werden: Nun, da beide Cds dasselbe Klangniveau aufwiesen, hört man ganz, ganz deutlich, dass Sinatras Stimme in den Vierzigerjahren klar besser war als in den 50erJahren! Immer schon war ich mir ganz sicher, dass die landläufige Meinung, Sinatra habe in den 50er Jahren (oder gar noch später) besser gesungen, nur von der deutlich besseren Aufnahmequalität herrührt. Durch die absichtliche Tonqualitäts-Verschlechterung wurde nun meiner Ansicht nach unumstößlich aufgezeigt, dass Sinatra in der Columbia-Phase weitaus besser bei Stimme war und sein Gesang nur durch die damals eher bescheidene Aufnahmequalität nicht entsprechend gewürdigt wird. Durch die schlechte Aufnahmequalität in den 40er-Jahren ist zwangsläufig vieles von Sinatras Stimme ganz einfach verloren gegangen... Ich denke, uns ist heute, am 8. Januar 2002, eher zufällig ein historisch zu nennendes Experiment geglückt, welches zweifelsohne dazu führen wird, dass die bisherigen Ansichten Sinatras Gesangsfähigkeiten betreffend, gründlich überdacht werden müssen!

Das Ergebnis dieses Experiments also noch einmal in wenigen Worten zusammengefasst:

Durch die Angleichung der Tonqualität beider Aufnahmen scheint eindeutig bewiesen zu sein, dass die Ansicht, Sinatra habe in den 50er-Jahren besser gesungen als in den 40er-Jahren, nichts weiter ist als ein akustischer Trugschluss, welcher nur durch die unterschiedlich gute Aufnahmequalität zustande kommt. Dies gilt nicht nur für die rein technische Seite von Sinatras Gesang, sondern gleichwohl auch für nicht-technische Elemente seines Vortrags wie Interpretation, Nuancenreichtum des Ausdrucks und dergleichen mehr, welche ebenso lediglich durch die bessere Aufnahmequalität in den 50er Jahren lange Zeit für besser gehalten wurden.

Meine lieben Freunde, ich denke, heute hat sich wieder einmal bewahrheitet, dass die größten wissenschaftlichen Erkenntnisse oft nur dem reinen Zufall zu verdanken sind... Selbstverständlich möchte ich nun das Ergebnis unseres Experiments nicht mit den großen wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer Zeit in eine Reihe stellen, dafür ist es doch wohl ein wenig zu unbedeutend, aber man sieht, manchmal ergeben sich durch die umgekehrte Anwendung einer Methode die überraschendsten Erkenntnisse!

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


Tim Bialek ( Gast )
Beiträge:

09.01.2002 16:24
#2 RE:Tontechnisches Experiment untermauert eindrucksvoll die These, Sinatra habe währ Zitat · Antworten
Lieber Holger !

Wenn Du jetzt noch die Güte hättest, zu beschreiben, was Du genau unter "besser" oder "schlechter" verstehst, könnte man Vernünftiges auf Deine "Sensation" entgegnen.
Ich hege einmal mehr den Verdacht, dass Du weiters einem Phantom nachjagst und Äpfel und Birnen miteinander vergleichst. Die Stimmen der 40er u. 50er Jahre sind mitnichten miteinander zu vergleichen, auch nicht mit allerlei technischem Firlefanz...
Es sind einfach unterschiedliche Schaffensphasen Sinatras und ein Altersunterschied von ca. 10 Jahren, wenn man die von Dir verglichenen CD's zugrunde legt.
Es ist meiner Meinung nach müßig und völlig irrelevant, womit Du Deine Freizeit teilweise verbringst. Aber es ist ja Deine...

Intonationstechnisch (falls Du das meinst) müsstest Du mir Fehler oder Ungenauigkeiten bzw. Verschlechterungen in der Capitol-Periode tatsächlich nachweisen. Das glaube ich so nicht und ich bilde mir ein, darüber ein einigermaßen seriöses Urteil bilden zu können, denn ich bin Musiker.

Eine tatsächlich hörbare Verschlechterung der Stimme Sinatras tritt für mich erst nach dem Retirement ab 1973 ein.

Gruß
Tim


Michael Offline

Capitol Junior


Beiträge: 1.400

09.01.2002 17:39
#3 RE:Tontechnisches Experiment untermauert eindrucksvoll die These, Sinatra habe währ Zitat · Antworten
Hallo,

auch wenn ich den "wisschenschaftlichen" Erkenntniswert eines solchen Experiments mal ganz erheblich in Frage stellen möchte, bin ich doch auch der Meinung, daß die Stimme bereits in den Capitol Jahren "schlechter" geworden ist. Ich finde, daß bereits bei Wee Small Hours leichte Ermüdungserscheinungen auftreteten und die Stimme nicht mehr ganz so "rein" klingt. Aber vielleicht wird ja die Stimme genau dadurch interessanter. Außerdem ist die Stimme ja keineswegs das alles Entscheidende. Die Interpretation, der Ausdruck, das was der Sänger den Zuhörern vermittelt, sie fühlen läßt, ist doch das, was entscheidet. Natürlich gehört eine gute Stimme auch dazu, aber bestimmt ist sie nicht alles.(ich möchte hier nur mal an die späte Billie Holiday erinnern)

Just my two cents.

Beste Grüße,
Michael
--
http://www.deutsche-sinatra-society.de


FloKerz Offline

Columbia Platin


Beiträge: 899

09.01.2002 20:08
#4 RE:Tontechnisches Experiment untermauert eindrucksvoll die These, Sinatra habe währ Zitat · Antworten
Hallo Holger,

Also, meine persönliche Meinung ist es, daß ihr Euch viel Arbeit gemacht habt, ohne etwas neues herausgefunden zu haben...
Es ist eine natürliche Sache, daß eine Stimme mit zunehmenden Alter abnimmt. Umso klarer ist es, daß man bei einer Zeit-periode von 10 Jahren einen Unterschied feststellt. Da sind wissenschaftliche Experimente gar nicht nötig, denn daß sich die Stimme verändert in dieser Zeit zumindest verändert hat, ist ja unbestritten. Dies heißt ja lange noch nicht, daß Sinatra deswegen schlechter war. Das ist dann wieder Ansichtssache. Und da wird man durch kein wissenschaftliches Experiment auf einen gemeinsamen Nenner kommen können..Wäre ja auch schlimm ;-)

Intonationsschwierigkeiten kann ich beim Capitol-Sinatra auch nicht feststellen. Die Stimme ist gereifter, aber Töne trifft FS m.E. weiterhin unvermindert gut. Ich bin ebenfalls der Meinung, daß eine wirkliche Verschlechterung erst 1973 eingetreten ist.


Viele Grüße

Florian


Holger Schnabl ( Gast )
Beiträge:

10.01.2002 11:45
#5 RE:Tontechnisches Experiment untermauert eindrucksvoll die These, Sinatra habe währ Zitat · Antworten
Guten Tag!

Die Begriffe „besser“ und „schlechter“ verwende ich für den rein schulmäßig gesanglichen Teil von Sinatras Vortrag, also der Stimme und ihrer Reinheit und Klarheit als solcher. Und in diesem Zusammenhang meine ich doch, dass Sinatra eben in den 40er Jahren vom schulmäßigen Standpunkt aus „besser“ gesungen hat als später. Bis 1965 ist die „schulmäßige“ Verschlechterung seiner Stimme allerdings nicht soooo dramatisch, es veränderte sich ja nicht so sehr die Fähigkeit zu singen als vielmehr die Stimmfarbe, welche dunkler wurde, richtig schlimm wurde es Ende der 60er-Jahre, als die Stimme ja nicht nur dunkler, sondern spröde, rau, müde und gebrochen zu klingen begann.

Ich denke mir, Tim, dass du Sinatras Interpretationsfähigkeiten und die Art und Weise, wie er mit einem Song umgeht und ihm Leben und Tiefe gibt, mehr schätzt als die puren stimmlichen Fähigkeiten. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, hast du Recht, wenn du Sinatras Vortrag in der Capitol-Periode favorisierst. Sinatra hatte natürlich Mitte der 50er Jahre viel mehr Erfahrung und Selbstsicherheit als Sänger als Anfang der 40er und wusste sicher besser Bescheid, wie er die ihm zur Verfügung stehenden Mittel am wirkungsvollsten einsetzen musste. Das habe ich auch nie bestritten, ich weise auch in meinen Rezensionen oft daraufhin, dass einige Capitol-Versionen den Columbia-Versionen eines Songs überlegen sind. Allerdings ist das aber auch nicht immer der Fall, dass Sinatra einen Song später immer besser gebracht hat als in der Columbia-Phase, fallweise ja, immer, nein. Zugegeben, Sinatras „Umgang“ mit Songs wurde mit der Zeit im Allgemeinen besser, aber seine Stimme im schulmäßigen Sinn verschlechterte sich gleichwohl. Welche der beiden Komponenten – pure schulmäßige Sing-Fähigkeit oder Intonation bzw. interpretatorische Fähigkeiten – man nun höher einschätzt, bleibt immer dem Hörer überlassen und wird zu seiner ganz persönlichen Entscheidung führen, wann er nun Sinatra für „am besten“ hält. Man findet bei genauerem Hören wie ich meine, auf den Capitol-Alben sehr wohl Passagen, in denen die Stimme deutliche Mühe hat, einen Ton zu erreichen oder zu halten, wo sie öfters leicht zu zittern beginnt und wo ich meine, das dies kein absichtlicher Effekt ist, um vielleicht die Dramatik zu erhöhen, sondern ganz einfach eine Abnützungserscheinung der Stimme, hervorgerufen nicht zuletzt wahrscheinlich durch zu viele Camels und Drinks. Ganz und gar nicht gelten lassen möchte ich, für mich jedenfalls, das oft gehörte Argument, „da lagen immerhin zehn Jahre dazwischen“. Es gibt sehr viele Sänger mit wirklich guten Stimmen im schulmäßigen Sinn, die ihre Stimme auch über noch wesentlich längere Zeiträume hinweg absolut halten konnten.

Auch glaube ich, wenn uns die Columbia-Aufnahmen in derselben ausgezeichneten Tonqualität vorliegen würden, wie Sinatras spätere Arbeiten, man Sinatras frühen Gesang zweifelsohne etwas anders beurteilen würde. Durch die eher bescheidene Tonqualität geht meiner Ansicht nach viel vom Nuancenreichtum und den interpretatorischen Fähigkeiten, die Tim offenbar so hoch einschätzt und die Sinatra vielleicht auch in seiner Frühzeit in nicht unbeträchtlichem Maße bereits hatte, verloren. Dieser Nuancenreichtum des emotionalen Ausdrucks geht auch bei den Capitol-Aufnahmen verloren, wenn man sie, wie in meinem Experiment geschehen, tontechnisch verschlechtert. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt, wie ich meine. Diese ganzen interpretatorischen und emotionalen Fähigkeiten waren also womöglich zum Teil auch schon im Anfangsstadium vorhanden, nur gingen sie durch die Limitationen der Aufnahmetechnik verloren, ich denke das ist fast eine Tatsache, an der kaum zu rütteln ist.
Gleiche ich also die Tonqualität von Columbia- und Capitol-Aufnahmen aneinander an, geht bei beiden viel von den feinsten interpretatorischen und emotionalen Nuancierungen verloren und wenn ich nun nur den schulmäßigen Teil beurteile, so ist Sinatra in der Columbia-Zeit eindeutig der bessere Sänger.

Ich würde weiters sagen, dass es bei der Beurteilung, wann einem Sinatras Gesang rein vom Hören nun mehr zusagt, immer darauf ankommt, welche der Komponenten seines Vortrags man nun höher gewichtet, auch darauf, ob man vielleicht helle oder dunklere Stimmen für besser erachtet, sodass hier vom subjektiven Standpunkt des Einzelnen betrachtet, jeder Recht hat. Der rein technische Teil einer Gesangsstimme kann aber doch weitgehend akademisch objektiv erfasst und gemessen werden, und davon ausgehend, kann man eine kontinuierliche „Verschlechterung“ von Sinatras Gesang durchaus konstatieren, da wir Musikfreunde aber mehrheitlich ja nicht bloß die akademischen Maßstäbe bei der Beurteilung anlegen (immerhin wollen wir uns an der Musik ja erfreuen und sie nicht wissenschaftlich zerfasern) werden wir natürlich nie auf einen Nenner kommen, wie Florian richtig bemerkt hat. Was aber durchaus machbar ist, dass man seine Ansichten und Argumente auf den Tisch legt und zur Diskussion stellt, ohne den Anspruch zu erheben, dies sei die einzig gültige Sichtweise der Dinge. Mir liegt ja gar nicht so sehr daran zu überzeugen, wichtiger ist der Austausch der Meinungen und die gedanklichen Anstöße, welche sich mitunter daraus ergeben.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


Tim Bialek ( Gast )
Beiträge:

11.01.2002 18:46
#6 RE:Tontechnisches Experiment untermauert eindrucksvoll die These, Sinatra habe währ Zitat · Antworten
Hallo Holger !

Nur soviel dazu: Auf diesem Deinem gedanklichen Weg können wir uns so langsam in der Mitte treffen.

Mit freundlichem Gruß
Tim


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