Beim Durchhören des Koffers ist mir vor allem Eines aufgefallen: Fast alle Songs aus der Capitol-Phase, die er neu eingespielt hat, fallen im Vergleich zum Original mehr oder minder stark ab.
Als Beispiel: "In the Wee Small Hours" Wirkt in Relation zum Original vom gleichnamigen Album recht lustlos und unperfekt (entschuldigt die Wortschöpfung) Geht es euch genauso?
Thorsten --------------------------------------- Get me to the bar on time!
Nein gar nicht - es kommt immer auf den Einzelfall an. Manchmal ist das Reprise-Remake besser gelungen, manchmal nicht. (Gilt übrigens ähnlich für die Capitol-Remakes von Columbia-Aufnahmen). Beispiel für ein Reprise-Remake, das (sogar um einiges) besser ist als das Capitol-Original, ist "All My Tomorrows" (My-Way-Album).
Bernhard.
FRANCIS ALBERT SINATRA 12.12.1915 - 14.5.1998 THERE WILL NEVER BE ANOTHER YOU
Bei "All My Tomorrows" denke ich zwar anders, aber die Neuaufnahme von "Witchcraft" schlägt m.E.(vor allem in der Orchestrierung) die Capitol-Version schon deutlich. Ohne diese wäre sie aber gar nicht denkbar - also möchte ich auf keine verzichten
Auch bei "Come Fly With Me". Die Capitol-Version hat diesen legendären Zauber, den man gleich mit dem Album verbindet; die Reprise-Aufnahme hat mehr Drive und ist eben das Ergebnis von jahrelangem "Umgang" mit dem Song. Ich bin froh, daß FS Klassiker wie "I've Got You Under My Skin" nach einigen Jahren nochmal aufgenommen hat.
Irgendwie stehe ich den Aufnahmen für das Album "Sinatra's Sinatra" (bzw. später "A Man And His Music") auch etwas kritisch gegenüber. Es mag zwar stimmen, dass die Reprise-Version von "Come Fly With Me" etwas origineller klingt als die Capitol-Version (was wäre der Song ohne and don't tell your mama?), trotzdem habe ich den Eindruck, dass man sich bei der Einspielung der Neuaufnahmen nicht soviel ins Zeug gelegt hat wie bei den Originalversionen und eventuell unter Zeitdruck stand, was ja auch von Nelson Riddle kritisiert wurde. Ansonsten sind die neuen Reprise-Aufnahmen natürlich nette Alternativen zu den Capitol-Versionen. Negativ finde ich natürlich, dass dem 08/15-Hörer eigentlich der Zugang zu den Capitol-Versionen schwierig gemacht wird, da sämtliche Reprise-Sampler naturgemäß nur die Reprise-Versionen enthalten, und irgendwie fehlt da der Zauber der Originalversionen, und die Capitol-Fassung von Skin ist meiner Meinung nach sowieso unübertrefflich. Stefan Huber shicorpNO@SPAMgmx.at http://www.shicorp.net.tf ------------------
Also mit "Sinatra's Sinatra" geht es mir ähnlich - da wollte er offenbar Capitol nicht das gesxchäft mit den eigenen Titeln überlassen. Generalisieren würde ich die Aussage nicht, mal gewinnt bei so einem vergleich die eine oder die andere Phase, ja mitunter sogar die Columbia-Ära. Gruß, Alfred http://www.deutsche-sinatra-society.de http://www.sinatra.info
Sinatra's Sinatra ist in der Tat ein "mixed bag" (allerdings natürlich auf höchstem Niveau), zumal die Arrangements ja alle dieselben sind wie von Sinatra-Riddle schon bei Capitol eingespielt. Manchmal hat der deutlich "feistere" Orchestersound (abgesehen von der Frage Mono vs Stereo) auf der Reprise-Scheibe schon etwas - z.B. bei Witchcraft gehts mindestens unentschieden aus, vielleicht auch leicht zugunsten von Reprise. Bei "Skin" ist der Vorsprung von Capitol m.E. am deutlichsten, nicht nur wegen des groben orchestralen "Eierers" auf der Reprise-Version (Masterfehler?), sondern wie ich finde auch vom Gesang her. Kann Tagesform gewesen sein... obwohl auch das Remake von "Wee Small Hours" eher eine 'müde' Kopie ist. "How Little We Know" hingegen hat 1963 irgendwie mehr 'kick' als auf Capitol.
"Come Fly With Me" auf Reprise (das Remake entstand erst 1965, zwei Jahre nach "Sinatra's Sinatra") finde ich deswegen spannend, weil zwar das alte Capitol-Arrangement von Billy May benutzt wird, aber nicht May, sondern Sonny Burke das Orchester leitete und manche Akzente im Chart daher anders gesetzt worden sind. Ähnliches gilt für das am selben Tag entstandene Reprise-Remake von "Love And Marriage". Was die Subtilität von Sinatras Interpretationen anbelangt, gefällt mir aber in beiden Fällen das Capitol-Original besser.
Eine andere ganz spannende Vergleichsmöglichkeit bieten Capitol und Reprise mit "The Moon Was Yellow" - 1959 mit hochkarätiger Begleitung (Laurindo Almeida), 1965 auf "Moonlight Sinatra" mit leicht verändertem Riddle-Arrangement. Unentschieden?
Bernhard.
FRANCIS ALBERT SINATRA 12.12.1915 - 14.5.1998 THERE WILL NEVER BE ANOTHER YOU
also "Moon is yellow" ein unentschieden beides geniale Versionen,obwohl mir die Sextetversion noch besser gefällt.
Well Small Hours verbinde ich eindeutig mit Capitol diese ist für mich eindeutig besser als Reprise.Die drei Alben: "Come fly with me" "Well small hours" "Songs for Swingin Lovers" sind für mich Klassiker der Popgeschichte.Jedes Lied ist ein Meisterwerk, da kommt Sinatra mit seinen Remakes nicht heran.
„Witchcraft“, „How little it matters“, „I´ve got you under my skin” und “Come fly with me” gefallen mir in den Reprise-Versionen eindeutig besser. F.S. hat hier einfach mehr gegeben, als in den ursprünglichen Capitol Aufnahmen. Die Phrasierungen sind im Vergleich weitaus besser und perfektionierter als in den Capitol-Aufnahmen. Bei „How little it matters“ liebe ich diese spitzen Betonung auf THIS. Diese Titel wurden auch schneller eingespielt und der zusätzliche Stereosound gibt dem ganzen einen Pfeffer, der in der Capitol-Zeit einfach fehlt. Ich kannte zuerst die Capitol-Versionen und ich kann mich noch genau erinnern, als ich diese Songs vor etwa 10 Jahren dann in den Reprise Versionen hörte. Ich war einfach high und makin´whopee....
Interessanterweise bleiben Balladen wie „Young at heart“, „In the wee small hours of the morning“ und „All the way“ aus der Capitol-Zeit für mich unerreicht. Bei „All the way“ von Reprise fehlt mir zB das Crescendo der Bläser und auch das leicht veränderte Arrangement für die Reprise-Version von „Young at heart“ finde ich gar nicht so gut. Das gereicht diesem Titel eher zum Nachteil finde ich und man hätte es im Original-Arrangement einspielen sollen. „The moon was yellow“ bleibt für mich unentschieden. Beide Versionen haben was an sich. Da könnte ich keine Entscheidung treffen. „Three coins in the fountain“ gefällt mir wieder in der Stereo-Version von Reprise besser. Hier ist ja auch nicht viel Unterschied zum Original , abgesehen vom längeren Intro. Der Stereosound triumphiert hier jedoch eindeutig und absolut, deshalb höre ich eigentlich nur mehr die Aufnahme aus den Reprise Jahren. „Witchcraft“, oder „I´ve got you under my skin“ höre ich auch nach wie vor in der Originalversion (allerdings eher selten) - einen gewissen und einzigartigen Charme kann ich diesen Captiol-Versionen einfach nicht absprechen.
Bei "Witchcraft" und "How Little It Matters" stimme ich dir zu, Mathias. Aber bei "I've Got You Under My Skin" muss ich einfach protestieren. Zwar ist die Reprise-Version durchaus schneller gehalten als die Capitol-Version und das gefällt mir eigentlich auch besser (gerade die zahllosen Konzertaufnahmen sind auf Grund des Tempos und der damit verbundenen Kraft einfach gigantisch), allerdings fehlt der Reprise-Version beinahe alles, was die Capitol-Version so großartig macht. Sie klingt für mich mittlerweile wie eine unter tausend Konzertversionen, Frank singt bei weitem auch nicht so konzentriert und pointiert wie in der Capitolversion. Durchaus zwar mit Energie, aber er hastet mehr durch den Song.
Die Capitol-Version hat einen eher gemächlichen Start, das steigert sich dann zusehens und findet seinen Höhepunkt in dem genialen Posaunensolo von Milt Bernhart. Frank singt disziplinierter, er harmoniert mit dem Orchester, befindet sich in Symbiose mit ihm. Seine Stimme wirkt kraftvoll und er selbst konzentriert, er trifft jeden Ton auf eine Art und Weise, wie er das nachher nie mehr macht. Hier passt einfach alles, er singt mit wesentlich mehr "Liebe zum Detail" und jede noch so kleine Nuance stimmt einfach. Das Feuerwerk, das durch das Posaunensolo ausgelöst wird, überträgt sich auf Sinatra, der dann nochmals einsetzt, kraftvoller und unnachgibiger. Von daher verstehe ich auch nicht, dass "die Phrasierungen im Vergleich weitaus besser und perfektionierter als in den Capitolaufnahmen" sein sollen, wie du schreibst. Denn bei "Sinatra's Sinatra" ist Sinatras Stimme bei weitem nicht mehr zu dem fähig, was sie 1956/1957 noch konnte und gerade bei Skin fällt das extrem auf wie ich finde!
Jedoch höre ich auch die Reprise-Version (auch wenn sie, wie erwähnt, nur wie eine weitere Konzertversion klingt) gerne und auch die stellt so ziemlich alles in den Schatten, was man zum Vergleich dagegenhält. Denn der Song ist einfach grandios. Das liegt zum einen am genialen Cole Porter selbst, aber auch zu einem großen Teil am Arrangement von Riddle und an der Interpretation von Frank, nach der sich auch 50 Jahre später noch alle richten!
marc --------------------------------------- Those fingers in my hair That sly come hither stare That strips my conscience bare It's witchcraft
In puncto "Skin" gehts mir genauso wie Marc. Das Reprise-Remake ist "routinierter" (nach vielen hundert Konzertdarbietungen, die FS von dem Lied seit 1956 gegeben hatte, ist das auch logisch), aber mit der "Routine" ging eben auch einiges von dem verloren, was die Capitol-Version (22 Takes!!) so herausragend innovativ macht(e), bezogen auf Sinatras Interpretation ebenso wie auf das Arrangement. Ob einem die dezidierten Nuancen oder die "feister swingende" Routine besser gefallen, ist natürlich auch immer ein wenig Geschmackssache. Ich meine, an das Gesamtkunstwerk des Originals ist auch Sinatra selbst später nie mehr herangekommen (von anderen ganz zu schweigen).
Wobei natürlich gilt: All das auf höchstem Niveau - jedes Skin-Remake von Sinatra (besser als die 63er Version, bei der mich wie erwähnt auch der Orchesterfehler im Instrumentalteil stört, gefallen mir von den zahlreichen Studio-Remakes die 65er Aufnahme für CBS und die 77er Aufnahme für NBC, beide ebenfalls mit Riddle eingespielt) ist natürlich immer noch absolute Spitzenklasse verglichen mit anderen Sängern.
Bernhard.
FRANCIS ALBERT SINATRA 12.12.1915 - 14.5.1998 THERE WILL NEVER BE ANOTHER YOU
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