Der Architekt ist erst vor ein paar Monaten gestorben - als kleine Info-Story zu den Bildern poste ich mal einen kleinen Artikel von mir dazu.
Bernhard.
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FAREWELL: Ernest Stewart Williams 1909-2005
„Den 1. Mai 1947 werde ich nie vergessen“, so erinnerte sich Ernest Stewart Williams noch vor kurzem. „Da spazierte Frank Sinatra mit einer Matrosenmütze und einer Eiswaffel in der Hand in unser Büro in Palm Springs und sagte, er brauche ein Haus, bitte bis Weihnachten, denn dann wolle er dort feiern“. Der Architekt witterte seine Chance, war aber gleichzeitig ziemlich entsetzt über das, was sein Kunde sich vorstellte: Eine verschnörkelte „Gründerzeitvilla“, und das mitten in der Wüste! „Wenn wir das gebaut hätten, wäre unser Ruf dahingewesen“, kommentierte Williams später.
Williams war am 15.11.1909 in Dayton im US-Bundesstaat Ohio geboren, wo schon sein Vater erfolgreich als Architekt arbeitete. So schloß auch sein Sohn 1934 an der Universität von Pennsylvania ein Architekturstudium ab und begab sich dann auf eine ausgedehnte Werkreise nach Europa durch mehere skandinavische Länder -–dort wurde er zum Freund einfacher, schlichter Formensprache, die er dann mit Einflüssen von Walter Gropius und Mies van der Rohe zu dem kombinierte, was man heute in Kalifornien „desert modernism“ nennt. Und eines der ersten neuen Häuser in diesem Stil entstand für Frank Sinatra.
Williams unterbreitete Sinatra zwei verschiedene Entwürfe: Einen im von The Voice gewünschten Stil, zugleich aber auch einen zweiten nach seinen eigenen Vorstellungen: Ein ausgedehnter Komplex mit flachem, aber sanft geschwungenem Dach, Aufteilung und Fassade beherrscht von klaren geometrischen Linien, alle Fenster bis zum Fußboden, und neben Holz und Backsteinen auch Stahl und Aluminium als Verkleidung, dazu einen Swimmingpool in Form eines Konzertflügels. Und siehe da: Sinatra war begeistert und entschied sich sofort für den Vorschlag von Williams. Pünktlich zu Weihnachten 1947 konnte die Schlüsselübergabe stattfinden.
Bis Mitte der Fünfziger Jahre lebte Sinatra dort in der East Alejo Road 1148, zunächst mit Gattin Nancy und den drei kleinen Kindern, dann nach der Trennung von Nancy mit seiner zweiten Frau Ava Gardner. Nachmittags zur „Cocktail Time“ pflegte Sinatra als Zeichen an die Nachbarn eine Jack-Daniels-Flagge zu hissen, und bald war das Haus ein gesellschaftlicher Mittelpunkt in Palm Springs. Knapp zehn Jahre blieb Sinatra dort – erst nach dem Scheitern der Beziehung zu Ava zog Sinatra 1954 in ein neues Haus in Palm Springs (wo er dann bis 1995 lebte).
Die Villa in der Alejo Road aber steht heute noch und gilt inzwischen als denkmalgeschütztes „Vorzeigeobjekt“ für den von Williams so nachhaltig geprägten neuen Baustil. Williams, der neben Privathäusern auch viele öffentliche Gebäude und Bürokomplexe in Palm Springs und Umgebung baute, blieb bis in jüngste Zeiten hinein aktiv. Nun ist er am 10. September 2005 gestorben. „Die Leute sagen immer zu mir, ich sei ‚Sinatras Architekt‘“, schmunzelte Williams in einem seiner letzten Interviews. „Ich denke, sie meinen damit einfach das Haus“.
(aus: (c) The Voice. Magazin der Deutschen Sinatra Society e.V. #20/Weihnachten 2005, S. 46f.)
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"Alte Wege, die wir wandern, werden neue Wege sein,
unser Denkmal ist den andern dann ein Kilometerstein"
FRANCIS ALBERT SINATRA
12.12.1915 - 14.5.1998
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