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Das deutschsprachige Frank-Sinatra-Forum

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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.363 mal aufgerufen
 Frank-Sinatra-Forum
Michael Offline

Capitol Junior


Beiträge: 1.400

28.02.2002 10:10
Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
Hallo,

mein Bruder hat mir gestern einen sehr schönen Artikel von Spiegel online geschickt. Der Autor hat wirklich Ahnung wie ich finde.


Melancholie, die süchtig macht
Von Werner Theurich

Vier Jahre nach seinem Tod wird der späte Frank Sinatra von Robbie Williams & Co. erneut zur Pop-Ikone erhoben. Die wahren Genietaten des Entertainment-Stars fanden jedoch bereits in den fünfziger Jahren im Plattenstudio statt. Wovon man sich jetzt wieder - für relativ wenig Geld - überzeugen kann.

Sinatra-Album "Only The Lonely": Schmerz und Medizin

Eigentlich müssten dem 1998 verstorbenen Francis Albert Sinatra derzeit in allen Medien Kränze geflochten werden, lieferte der exquisite Schauspieler und Großmeister des klassischen Swing-Pop doch gerade wieder einmal den Edel-Stoff, aus dem Kino- und Charts-Erfolge gemacht werden. Wenn sich der aktuell vielleicht einzige echte Star Europas demonstrativ mit Frankieboy vergleicht ("Swing When You're Winning") und damit auch noch extrem erfolgreich ist, sollte ein respektvoller Rückblick auf "The Voice" eigentlich zur Pflichtübung jedes Pop-Aficionados gehören. Doch welche CDs aus dem übergroßen Oeuvre des am 15. Dezember 1912 in Hoboken/New Jersey geborenen Meisters sind es wert?

Neue Sinatra-Compilation "Romance": Das, was (fast) jeder hat...

Man kann natürlich zur neuesten Kopplung greifen. Die heißt "Romance", umfasst zwei CDs und bringt Wohlbekanntes von "Strangers In The Night" über "I've Got You Under My Skin" bis hin zu "Moon River" und - natürlich - "Something Stupid" in der Originalversion mit Tochter Nancy. Damit hat man das, was fast jeder hat. Man kann aber auch ein wenig tiefer graben und zu den wohl besten Alben vorstoßen, die Sinatra je aufgenommen hat: Die Veröffentlichungen aus den fünfziger Jahren auf dem Capitol-Label. Darunter sind es speziell die tief melancholischen Herzschmerz-Werke, die Maßstäbe gesetzt haben. Bislang eher schwierig zu beschaffen, kann man jetzt Meilensteine wie "Only The Lonely" (1958), "In The Wee Small Hours" (1954) oder "No One Cares" (1959) als "Re-Issue" für weniger als zehn Euro erwerben.

"In The Wee Small Hours": Innovative Song-Zyklen

Auch bei Kollegen wie Elvis Presley waren damals "Langspielplatten" oft noch schlichte Sammlungen von mehr oder weniger erfolgreichen Single-Veröffentlichungen. Sinatra jedoch schuf innovative Song-Zyklen mit innerem Bezug, thematischer Dichte und bis dato nie gekannter Ausdruckskraft. Die ersten Konzeptalben kamen in die Läden, bevor noch jemand den Begriff geprägt hatte. Seine Stimme - in den vierziger Jahren geschult in den Swing-Orchestern von Tommy Dorsey oder Harry James - hatte eine beinahe verstörende Intensität erlangt. Durch sie machte Sinatra jeden Song zu seinem Song. Mit Orchesterleitern wie Nelson Riddle oder Gordon Jenkins gelang ihm dazu ein fugenloser und sogartig mitreißender Sound, dessen Perfektion in den hochkomplexen Kompositionen und Arrangements bis heute weit über das hinausgeht, was man verkleinernd als "Pop" bezeichnet. Sinatras Stimme inmitten der großflächigen Streicherklänge war bei allem Feeling durch unfehlbare Gesangstechnik die strenge Gebieterin, mit der er jegliche Kitschgefahr im Keim erstickte.

"No One Cares": Kitschgefahr im Keim erstickt

Das vielleicht beste Album Frank Sinatras hat das bizarrste Cover: "Frank Sinatra sings for Only The Lonely" ziert ein schroff gezeichneter Frankie, mit roter Clownsnase, Make-up-Träne und zickigen Rombenformen am Bildrand. Verzweifelter und düsterer hatte Sinatra noch nie geklungen, und selbst sein wehmütiges Sechziger-Jahre-Meisterwerk "September Of My Years" hat eine selbstbewusste Kraft, während man auf "Only The Lonely" pure Depression hört. Eine ausweglose Trauer, die auch "In The Wee Small Hours" fahl aufflammt. Nicht ohne privaten Bezug, gilt doch dieses Album als Sinatras Reflexion auf seine derzeit in die Brüche gegangene Liaison mit der schönen Schauspieler-Kollegin Ava Gardner. Man höre nur Hoagy Carmichaels Song "I Get Along Without You Very Well", und man bekommt einen Eindruck vom bitterverletzten Ton des ganzen Albums. Doch Sinatras Stimme ist eben nicht nur der Schmerz, sondern auch die Medizin.

Diese hautnahe, ungefilterte Direktheit der frühen Jahre hat Frank Sinatra danach kaum wieder erreicht, wenn auch spätere Songs wesentlich erfolgreicher waren und eine viel größere Breitenwirkung erzielten. Sinatra selber hielt nicht allzu viel von "Strangers In The Night". Viele seiner Fans mochten die plakative Grandezza von "New York, New York" oder "My Way" am liebsten. Wer aber gerne einmal wieder erleben möchte, wie einem der Atem stockt vor so viel Qualität und Können, der sollte sich jedoch ein oder zwei der Fifties-Alben gönnen. Aber Vorsicht: Dieser Sinatra macht süchtig!

Hier ist der Link http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,184595,00.html

Bis denn,
Michael
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Miner Offline

Reprise Bronze


Beiträge: 9.149

28.02.2002 23:03
#2 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten

Ich sag's ja immer - es lebe der "SPIEGEL"

Allerdings hätte ich die Reprise-Alben nicht so ignoriert. Nach 1961 sind noch viele Alben gekommen, auf die ich nicht verzichten möchte (und damit meine ich nicht diejenigen, auf denen "New York, New York", "Strangers" und "My Way" drauf sind )

Gruß, Andi
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Bernhard Offline

It's Sinatra's World


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01.03.2002 13:28
#3 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
Na, der SPIEGEL hat ja mit Blick auf die Ereignisse 1975 in puncto Sinatra auch noch jede Menge gutzumachen. Zur Epoche des "Main-Event" würde allerdings wohl FOCUS besser passen .

Vielleicht ist es wirklich etwas ungerecht, die Reprise-Alben immer nur am Capitol-Standard zu messen; allerdings geht es dem Autor des Artikels ja vor allem um Konzeptalben, und in puncto thematischer Geschlossenheit des gesamten Albums ist Sinatra zu Reprise-Zeiten wirklich nur noch sehr selten an das Capitol-Niveau herangekommen, also solche Geschlossenheit zu erreichen UND gleichzeitig musikalische Bestform zu erreichen (denn letztere hatte er jedenfalls auf den ersten Reprise-Alben sicher noch in einem Maße, die den Vergleich mit der Capitol-Stimme nicht zu scheuen braucht).

Auf jeden Fall würde aber meiner Meinung nach "September Of My Years" (1965) noch dazuzuzählen sein, und "She Shot Me Down" (1981), das einzige echte Konzeptalbum der Retirement-Zeit, wo zudem die dunkler und rauher gewordene Stimme in grandioser Weise mit zum Konzept gehört. Außer diesen beiden fielen mir aber nur noch "A Man Alone" und "Watertown" als thematische Konzeptalben ein - und die sind beide auf ihre Art vielleicht etwas zu "schwierig" für eine Liste wie die in dem Artikel. Obwohl man andererseits argumentieren könnte (vielleicht sogar müßte): Geht es um *innovative* Konzepte, dann gehört "Watertown" (und mit ein paar kleinen Abstrichen auch "The Future") sicher sogar mit Abstand an die Spitze der Reprise-Zeit.

Zu selten bedacht, wenn es um Konzeptalben geht, wird finde ich auch, daß Sinatra schon für Columbia gute Konzeptalben gemacht hat (da waren es am Anfang sogar wirklich noch "Alben", nämlich zu einem Gesamtkonzept zusammengestellte verschiedene 78er-Singles, die in einer bestimmten Reihenfolge in einem Album steckend verkauft wurden). "The Voice of Frank Sinatra" (1947), das erste von diesen, wäre eigentlich auch ein heißer Kandidat für eine Konzept-Top-Ten.

Noch was anderes: In der Online-Version des Artikels ist ja das No-One-Cares-Cover abgebildet. Wer von Euch die Scheibe bzw. das Bild hat: Auf zum lustigen Prominenten-Suchen! Da sind nämlich im Hintergrund eine ganze Reihe von Franks Freunden bzw. Musikerkollegen mit drauf zu sehen.

Bernhard.

FRANCIS ALBERT SINATRA
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Miner Offline

Reprise Bronze


Beiträge: 9.149

01.03.2002 18:05
#4 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
Verstehe schon, was Du sagen willst
Ich ziehe trotzdem den seriöseren und meist objektiven SPIEGEL vor. Ich lese ja auch nicht die BILD-Zeitung

Was die Konzeptalben angeht, ich finde auch, dass er das in der Reprise-Zeit nicht mehr so konsequent durchgezogen hat. Mit einigen Ausnahmen! "Ring-a-ding ding" z.B. ist, wie ich finde, auch nicht weniger ein Konzeptalbum als z.B. "A Swingin' Affair". Ich finde aber gerade auch Sinatra-Alben, die nicht nach diesem Muster gemacht sind, z.B. "Swing Along With Me" oder "Come Swing With Me" spitze. Da reicht mir kompromissloser Swing als Erfolgs-Konzept

"September Of My Years" - na klar, das ist für mich DAS großartige Konzeptalbum überhaupt! "Moonlight Sinatra" natürlich ebenso, auch wenn das Sujet etwas flacher ist. "Watertown" würde ich auch dazu zählen, und ich mag das Album auch sehr gerne!

Gruß, Andreas


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Dominik Offline

Columbia Silber


Beiträge: 352

01.03.2002 18:44
#5 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
Als linker muss ich den Spiegel natürlich erst recht verteidigen!!!

Und na ja, so schlecht find ich die Konzeptalben nun wirklich nicht.....


Bernhard Offline

It's Sinatra's World


Beiträge: 14.689

01.03.2002 18:46
#6 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
Naja... immerhin behauptet der SPIEGEL-Artikel unten, Sinatra sei am 15.12. geboren und "Wee Small Hours" sei von 1954... aber Scherz beiseite, irgendeine Erbse wird sich natürlich immer finden (Tim, where are you), und im FOCUS stand jedenfalls schon mehr "Mist" (persönlicher Einschätzung nach) über Sinatra als im SPIEGEL.

"Moonlight Sinatra" finde ich als Konzept auch etwas schwach (obwohl Stan Cornyns absolut grandiose Liner-Notes einiges reißen, in denen es ja genau um diese -vermeintliche?- Schwäche geht). Nach allen anderen möglichen Kriterien (Songauswahl, Arrangements, Gesang usw.)ist Moonlight Sinatra ein absolutes Meisterstück... vielleicht sogar noch schöner als "September".

1965 war ein grandioses Jahr für Sinatra. Wenn die berühmte "Fünf für die Insel"-Frage sich stellte: In gewisser Weise würde der Output dieses Jahres alles abdecken. "September" und "Moonlight" würde ich sowieso auf jede Insel mitnehmen; dazu 1) A Man And His Music (nicht das Reprise-Doppelalbum, sondern das Budweiser-Album mit dem TV-Special-Soundtrack) 2) Sinatra & Basie Live at The Newport Jazz Festival '65 und 3) FS & Rat Pack at St.Louis '65, und fertig ist die Laube! Wahrscheinlich würd ich aber schummeln und statt des Rat-Pack-Albums "In The Wee Small Hours" mitnehmen, die wurde nämlich 1965 von Capitol neu aufgelegt ;-o.

Bernhard.

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akroniger Offline

Wizard of the Main Event


Beiträge: 7.653

01.03.2002 18:54
#7 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
@ Dominik
Willst doch doch wieder ein politisches Forum??? Auffällig vielleicht nur der kleine "Kiffer" neben Deiner Bemerkung..... Übrigens hat ja diese Woche immerhin jemand aus der Familie Schröder was auf die Reihe bekommen - auch wenn es "nur" die Schwester war.

@ Andi
Hey, ich lese die Bildzeitung und habe auch keine Probleme damit.

@ Bernhard
Moonlight Sinatra ist nun wirklich das langweiligste von ALLEN Alben, finde ich...

Grüße

Andreas



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Bernhard Offline

It's Sinatra's World


Beiträge: 14.689

01.03.2002 19:10
#8 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
@ Sinatra-Thema:

Na, so verschieden können halt die Geschmäcker sein. Für mich enthält Moonlight Sinatra einige von Nelson Riddles überhaupt besten Balladenarrangements von allen Labels für Sinatra (außer vielleicht "The Moon Was Yellow", an dem Song ist aber auch eh nicht viel zu holen) - gleichzeitig ein würdiger Schlußpunkt für dieses geniale Team, was Balladen-Alben betrifft. Und in den Arrangements sind viele Stellen, die auch beim tausendsten Hören noch unglaublich klingen... z.B. das höchst dramatische Streicher-Intro zu "Moon Love" und wie Sinatra dann in seinen ersten Zeilen bei "...will you be gooonne when the daawwnnn-uh comes stealing through" damit verschmilzt, ist für mein Gehör nicht zu toppen. Oder diese genau richtig gesteuerte leichte Lässigkeit in "Oh You Crazy Moon"... und so viel anderes mehr könnte ich nennen, was mich hundertfach mehr packt, als, äh, z.B. "light my fire light my fire light my fire light my fire" oder ähnliches .
"The meanest cap in the whole damn town" ;-)

Bernhard.


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Miner Offline

Reprise Bronze


Beiträge: 9.149

01.03.2002 22:19
#9 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
Wie Recht Du hast.... so verschieden können die Geschmäcker sein.
"The Moon Was Yellow" halte ich für einen der besten Songs von "Moonlight Sinatra"!

Immer wieder beeindruckt mich auch das kraftvolle Intro von "Moonlight Becomes You". Also, langweilig finde ich das Album auf keinen Fall. Sehr romantisch ist es und geeignet für gewissen Stunden

Andreas


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Miner Offline

Reprise Bronze


Beiträge: 9.149

01.03.2002 22:34
#10 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
@Dominik

Als fanatischer Linker bist du aber beim "Stern" besser aufgehoben

Thema Konzeptalben: Ich hab doch gar nicht gesagt, dass ich sie schlecht finde. Ganz im Gegenteil! Ich sagte nur, viele der nicht so konzeptorientierten Alben (ich will nicht "konzeptlos" sagen ) sind auch klasse.

Gruß, Andreas
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Dominik Offline

Columbia Silber


Beiträge: 352

01.03.2002 23:23
#11 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
Na, ja ich sag nur Spiegel Affäre!!!

Mir eigentlich egal, ich lese eh keine Magazine nur Zeitung.
Süddeutsche!
Und wehe es wagt mich wieder einer zu verbessern!!!!


Holger Schnabl ( Gast )
Beiträge:

02.03.2002 10:49
#12 RE:Sinatra Artikel bei Spiegel online Zitat · Antworten
Guten Tag!

Auf jeden Fall ist es nur statthaft, wenn in den Medien auch einmal auf die Concept-Alben hingewiesen wird. Im Allgemeinen geht das Schaffen von Sinatra in den 50ern bei der Berichterstattung leider etwas unter und oft wird der Eindruck erweckt, Sinatra wäre nur auf die sattsam bekannten Hits zu reduzieren.

In Sachen Concept-Alben ist während der Zeit bei Reprise tatsächlich nicht viel zu vermelden – in der Tradition der Capitol-Alben entstanden im eigentlichen Sinne nur September of my years und Moonlight Sinatra. Letzteres Album ist für mich seit je das letzte „große“ Sinatra-Album, danach verflacht Sinatra zusehends, was künstlerischen Anspruch, Songauswahl und Stimme anbetrifft. Sinatra hat bei Reprise an die dreißig Alben aufgenommen, die Platten von wirklich bleibendem Wert kann man allerdings mit Leichtigkeit an den Fingern einer Hand abzählen. Das meiste ist, gemessen an Sinatras eigenem früheren Standard höchstens Durchschnitt, manche Platten auch schlicht erbärmlich, bei den allermeisten Platten steht nur die kommerzielle Diktion im Vordergrund.

September und Moonlight hingegen sind beides ganz hervorragende Alben, wobei ich meine, dass vom künstlerischen Anspruch her September ganz klar die Nase vorn hat. Die Schwäche von Moonlight liegt im Vergleich zu September in den Texten, die oft recht flach sind. Die Inhalte der Songs von September bewegen sich da schon in anderen Dimensionen. Ob man eine Platte wie Moonlight Sinatra nun vielleicht langweilig findet, ist natürlich von Hörer zu Hörer verschieden – es kommt eben darauf an, welche Erwartungen man an eine Sinatra-Platte stellt.

Wem es primär um den puren Unterhaltungswert geht, der fährt mit Platten wie That´s Life, The World We Knew, Softly As I leave you oder Some nice Things... wahrscheinlich am besten, aber jene Hörer, die in Sinatra eher den Künstler als den reinen Unterhalter sehen, können wohl gerade mit ebendiesen Alben am Wenigsten anfangen. Zu vordergründig, zu plump, zu platt sind diese Songs sowohl vom Inhalt als auch vom Arrangement. Vom Unterhaltungswert als Hintergrundberieselung gesehen, funktionieren diese Songs zweifelsfrei, aber Tiefgang, künstlerischen Ausdruck, ausgefeilte Arrangements und andere Qualitäten, welche die Capitol-Alben auszeichnen, sucht man hier vergebens...

Aus Platten wie den obgenannten Reprise-Alben kann man meiner Meinung nach in keinster Weise heraushören, warum Sinatra von den Fachleuten als DER Popular-Sänger des 20. Jahrhunderts eingestuft wird. Der Ruf Sinatras als Künstler resultiert meiner Meinung nach vor allem aus seinem Schaffen während der 50er Jahre. Kaum ein ernsthafter Musikkritiker hat hier je eine grundlegend andere Ansicht vertreten, so viel mir bekannt ist. Mit Songs wie Winchester Cathedral, Sand And Sea oder Born Free, Somethin´ Stupid und ähnlichen Liedchen wäre Sinatra wohl kaum als ernstzunehmender Künstler in die Musikgeschichte eingegangen – sein großer Beitrag zur Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts liegt ganz eindeutig in den Capitol-Alben.

Mit She Shot Me Down wollte Sinatra Anfang der 80er noch einmal an die Capitol-Tradition anknüpfen, allerdings ist das Ergebnis zweifelhaft. Sinatras Stimme war damals einfach schon zu abgenutzt, klang zu spröde und war viel zu sehr im Parterre, um aus She Shot Me Down eine wirklich gute Platte zu machen, wenngleich mit A Long Night auch eines der wenigen Lieder, auf denen mich Sinatra nach dem Retirment halbwegs überzeugen kann, enthalten ist. Ansonsten ist der bleibende Eindruck dieses Albums leider der des stimmlichen Versagens des Interpreten. Im allgemein äußert dürftigen, um nicht zu sagen kläglichen Output der Post-Retirement-Phase liegt die Platte trotzdem auf den vorderen Rängen.

Ich persönlich bedaure doch ein wenig, dass Sinatra sich in der Reprise-Phase zu sehr am Massengeschmack und der Verkaufsträchtigkeit orientiert hat. Es hätte noch mehrere Dutzend von großartigen Songs des American Songbook gegeben, die nach einer Sinatra-Interpretation geradezu geschrieen hätten, aber leider war es Sinatra wichtiger, Don´t Sleep in the Subway, Tie A yellow Ribbon..., When Somebody loves you, Noah und und und und aufzunehmen. Diese Liste des Grauens ließe sich fast beliebig fortsetzen, unbedingt dazu gehören aber sicher noch die Tingel-Tangel-Liedchen L.A. is my lady, Strangers in the night, Goin´ out of my head und Moody River. Ach ja, nicht vergessen darf man in einer Liste des Grauens natürlich Life is such a trippy thing und Feelin´ Kinda Sunday. Einen hab´ ich noch: Forget Domani!

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.

Frank Sinatra – Entertainer Of The Century
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