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Das deutschsprachige Frank-Sinatra-Forum

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Dieses Thema hat 23 Antworten
und wurde 2.210 mal aufgerufen
 Frank-Sinatra-Forum
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akroniger Offline

Wizard of the Main Event


Beiträge: 7.653

30.06.2002 08:00
Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Hallo!

Da ich weder Freidenker, noch strikter Antialkoholiker bin , eröffne ich das Topic of the Month bereits vor dem Endspiel der Fussballweltmeisterschaft.

Das Topic stammt von Marcus Prost, der auch die folgende Einleitung dazu geschrieben hat:


Als Frank Sinatra vor vier Jahren verstarb, las man in so manchem Nachruf die "Stimme Amerikas" sei erloschen. In vielen Artikels wurde Frank Sinatra nicht nur als "Stimme Amerikas" bezeichnet, sondern auch als ein Symbol für die Vereinigten Staaten schlechthin.

Billy Wilder brachte es in seinem Kultfilm "Eins, Zwei, Drei" schon vor Jahrzehnten auf den Punkt. Als der von James Cagney verkörperte Coca-Cola-Geschäftsführer den Kommunismus und die Sowjetunion verteufelte, antwortete der Junkkommunist (Horst Buchholz) schlicht und einfach mit "Nieder mit Frank Sinatra". Damit wurde Sinatra gleich mit den gesamten Vereinigten Staaten gleichgesetzt.

Sinatra stand meist für mehr, als nur für seine Musik und seine Filme. Er hat nicht nur einfach das "All American Songbook" zu dem gemacht, was es wurde, er hat auch durch seinen Lebenswandel amerikanische Idealwerte im positivsten Sinne verkörpert. Als Sohn einer italienischen Einwandererfamilie schaffte er den Aufstieg in den Olymp des Showgeschäfts uns verkörperte damit den klassischen amerikanischen Traum (vom Tellerwäscher zum Millionär). Das er es als Einzelkind in einem sonst von Großfamilien dominierten italo-amerikanischen Umfeld deutlich einfacher hatte als andere und stets auf den Rückhalt seiner gewitzen Mutter zählen könnte, wurde von Enthüllungsreportern zwar "aufgedeckt", aber es ändert nichts daran, daß sich die USA als Land der sozialen Mobilität zeigten.

Und hierfür war Sinatra sein Leben lang dankbar. Das Land, das ihm zu dem gemacht hat, was er wurde, dieses Land hat er geliebt. Seine ehrlich gemeinten patriotischen Äußerungen machen dies deutlich. Man denke nur an die bewegende Einleitung zu "The House I Live in" vom Main Event, an die grandiosen Aufnahmen von "Early American", "American, the Beautiful" oder selbst an das fröhlich, unbekümmerte "You´re a lucky fellow Mr. Smith". Sinatra hat die US-Werte in der Welt hochgehalten, ganz gleich ob in vielen seiner Lieder, seiner Filme oder in seinem Leben; ganz gleich ob als Demokrat oder als Republikaner. Hier jetzt die Frage an die Sinatra-Gemeinde: Stand Sinatra wirklich als Symbol für den "american way", war sein Patriotismus ehrlich?

Soweit mein Themenvorschlag,

Grüße,

Marcus Prost

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Denis Offline

Columbia Gold


Beiträge: 600

30.06.2002 08:05
#2 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Klingt ganz gut, meine two cents später.
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marcusprost Offline

Reprise Silber


Beiträge: 10.080

04.07.2002 10:53
#3 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Hallo zusammen,
so heute ist der vierte Juli, der Tag an dem die Führungsmacht der westlichen Welt ihren Unababhängigkeitstag feiert.
Vielleicht ein Anlaß, um noch einmal das Thema des Monats anzusprechen, das ja bislang eher unbeachtet geblieben ist. Schon komisch, daß wir hier problemlos eine lebhafte Diskussion zusammenbekommen, wenn zum 100en Mal die Frage thematisiert wird "hätte Sinatra in den 90ern noch auftreten sollen" bei einem so vielschichtigen Thema wie dem hier vorgeschlagenen aber kaum Leben ins Forum kommt.
Dabei gäbe es so viele spannende Aspekte zu diesem Thema zu beleuchten.
In der Hoffnung, daß der heutige Tag hier im Forum zum Anlaß genommen wird in die Diskussion einzusteigen, verbleibe ich.
Grüße,
Marcus


Holger Schnabl ( Gast )
Beiträge:

04.07.2002 12:24
#4 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Guten Tag!

Tja, noch ist der Monat Julei noch nicht vorüber...

Bei einem recht anspruchsvollen und komplexen Thema wie diesem bedarf es ein wenig gedanklicher Vorbereitungszeit, verschiedentliches gibt es hier zu bedenken und zu erwägen, will man sich zu diesem Thema mit der angebrachten Ernsthaftigkeit äußern. Gerade bei diesem Topic ist es kaum möglich, einen Beitrag auf die Schnelle „aus der Hüfte zu schießen“. Amerika und Patriotismus ist ein schwieriges Thema. In Verbindung mit einer durchaus zwiespältigen Persönlichkeit wie Sinatra wird es sogar noch schwieriger.Nun gar am 4. Julei. Kratzt man ein wenig an der Glitzer-Fassade des „Home Of The Brave“ kommt allerhand Dreck und Unrat zum Vorschein...

Daher: Abwarten, Tee trinken (ich persönlich ziehe Kaffee vor) – es kömmt sicher noch einiges zum Thema...!

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


akroniger Offline

Wizard of the Main Event


Beiträge: 7.653

19.07.2002 14:18
#5 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Hallo!

Auch wenn scheinbar mehr Interesse besteht sich über Schulerlebnisse und Politik zu unterhalten, dies ist übrigens anhand der Besucherzahlen bei bestimmten Themen einfach nachzuvollziehen, möchte ich, bevor der Monat verstreicht, noch meine Gedanken zum Topic of the Month loswerden.
Hier aber auch noch einmal der Link zu unserem politischen Forum:

http://www.homepagemodules.de/board/?board=210038


Im Gegensatz zu Deutschland, wo der Patriotismus nach 1945 mehr oder weniger zusammenbrach und nie wieder aufgebaut wurde, wurde der Patriotismus in Amerika, England oder auch Frankreich weiter gepflegt und spiegelt sich auch in aktuellen Pop- und Country-Songs wieder.

Einen seltenen Anflug von Patriotismus haben wir übrigens während der Fußballweltmeisterschaft 2002 erlebt. Wenn deutsche Sportler erfolgt haben, ist es einerlei, ob jemand aus Sachsen, Bayern oder Hamburg kommt, solange er Deutscher ist. Somit kann ich an Patriotismus auch erst einmal nicht Schlimmes finden. Eine überzogene Art von Patriotismus ist selbstverständlich ein anderes Thema.

Ohne eine solche Einleitung fällt es schwer direkt über das Thema Sinatra und Patriotismus zu schreiben. Wichtig bleibt vor allem festzuhalten, dass sich Amerika und Deutschland in Bezug auf Patriotismus wesentlich unterscheiden. In anderen Nationen, auch in Europa, ist es eher üblich eine „Mischehe“ aus verschiedenen Nationen einzugehen als in Deutschland. In Amerika insbesondere, ist es aufgrund seiner Geschichte als Einwanderungsland normal. Für Sinatras Familie, die aus Italien stammt, wie für viele andere Einwanderer auch, ist es etwas Besonderes sich als Amerikaner zu fühlen. Während Sinatras Eltern sich sicherlich noch eher als Italiener fühlten, fühlte sich Frank Sinatra früh als Amerikaner. In den 20ern und 30ern gab es unterschiedliche Stadtteile für Juden, Italiener, Iren und Deutsche und das Verständnis unter einander war denkbar schlecht. Die Kinder wurden jedoch mehr und mehr dazu erzogen sich als Amerikaner zu fühlen. Sinatra war in der Hinsicht aufgrund seiner Popularität auch gerne Vorreiter (siehe prämierter Kurzfilm „The House I live in“ aus dem Jahre 1945).

Zu Sinatra muss man auch sagen, dass er aufgrund seines politischen Interesses gerne in Wahlkämpfe „eingemischt hat“. Beim Dean Martin Roast 1978 sagte Ronald Reagan: „Wenn sich Sinatra nicht so intensiv um meine Wahlkampf gekümmert hätte, wer weiss, vielleicht wäre ich heute Präsident“. Sinatra stand immer in vorderster Front um seinen politischen Favoriten zu unterstützen, auch dies prägt das Bild von Sinatra als Patriot.

Im Übrigen ist es in Amerika normal, dass wenn man populär ist, dass man sich auch in irgendeiner Weise politisch oder sozial engagiert. Der Begriff „Stimme Amerika´s“ ist wahrscheinlich eher darin begründet, dass Top-Stars bei wichtigen Ereignissen anwesend waren und sind. Ich erinnere an die tollen Aufnahmen und Sinatras „The House I live in“ anlässlich der Restaurierung der Freiheitsstatur.

Sinatras politisches Engagement insbesondere für Schwarze und Andersgläubige in allen Ehren, dennoch denke ich, dass „Die Stimme Amerikas“ vor allem auf seine Popularität zurückzuführen ist.
Andere Sänger sind Sinatra als Stimme Amerikas inzwischen nachgefolgt. Hierbei ist es nicht wichtig, welche Art von Musik gemacht wird, sondern lediglich Popularität des Künstlers und Identifikation mit Amerika. Jeder Song zu seiner Zeit und „My Way“ oder „American Pie“ werden zu inoffiziellen Nationalhymnen und auch das spiegelt ein Stück amerikanische Geschichte wieder.

Ich hoffe es beteiligen sich nun noch einige mehr am Topic

und ich wünsche allen ein schönes Wochenende

Andreas

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Frank Sinatra - The Main Event
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Holger Schnabl ( Gast )
Beiträge:

20.07.2002 14:04
#6 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Guten Tag!

Sinatras Patriotismus scheint mir im wesentlichen ein ehrlicher gewesen zu sein, wenngleich er nun doch nicht so groß war, dass er sich aktiv im WK II beteiligt hätte. - Die Geschichte seiner Untauglichkeit wegen eines angeblichen Trommelfell-Schadens kenne ich, aber kann mir vorstellen, dass da ein ärztliches Gutachten getrickst wurde, um den kommenden Star nicht vorzeitig irgendwo in Übersee oder Europa zu verlieren... Wie auch immer, wenn da getrickst wurde, bin ich der letzte, der ihm das übel nehmen würde...

Patriot war er sicherlich, und nicht ohne Grund: In welchem Land der Welt hätte Sinatra eine ähnlich beispiellose Karriere machen könne? Was mir selber etwas missfällt, sind aber die plakative Zurschaustellung patriotischer Gefühle bei Konzerten wie beispielsweise in der Einleitung zu „The House I Live In“ vom „Main Event“-Album. Man geht ja eigentlich ins Konzert, um Sinatra singen zu hören und nicht, um sich solche Patrioten-Kacke und Amerika-Lobhudelei anzuhören...

Ansonsten scheint mir Sinatra überhaupt eine Art Spiegelbild Amerikas zu sein und zwar mit all den Licht- und Schatten-Seiten, die auch Amerika auszeichnen.

Da ist Sinatra, der praktisch von ganz unten an die Weltspitze des Entertainments vorstieß und dort Amerika, dass vom halbzivilisierten Einwanderer-Kontinent zur größten Super-Macht wurde.

Da ist Sinatra, der generöse Spender, dort Amerika etwa mit seiner Hilfe beim Wiederaufbau Europas.

Da ist Sinatra, der Umgang pflegte mit Gangstern, dort Amerika, das Diktatoren in Süd- und Mittelamerika in den Sattel half und dafür sorgte, dass sie möglichst lange an der Macht blieben.

Vielleicht fallen euch noch einige andere Beispiele ein...

Sinatras persönliches Engagement für diverse Politiker hat ihm, wie wir wissen, mitunter Schelte eingebracht. Ich glaube, Sinatra war, als er ins republikanische Lager überwechselte, nicht so sehr von der Politik der Demokraten, als vielmehr von deren führenden Köpfen enttäuscht – die Kennedys verhielten sich anbetrachts dessen, was sie Sinatras Einsatz vor diversen Wahlen teils zu verdanken hatten, nicht immer sehr dankbar und dürften ihn menschlich enttäuscht haben. Daher wohl die Abkehr. Andererseits was ist das für ein Bild in der Öffentlichkeit, wenn Sinatra am Montag mit einem Mafia-Boss und am Dienstag mit dem amerikanischen Präsidenten fotografiert wird...Verständlich dass die Kennedys da etwas kühl zu werden begannen.

Seinen Einsatz für Stinkefuß Nixon hat Sinatra dann jahrelang mit schlechter Presse bezahlen müssen (geschieht ihm völlig recht) und auch sein Naheverhältnis mit einem erzkonservativen Typen wie dem Torfkopp Ronnie Reagan hat ihm zumindest in einigen Gesellschaftsschichten viele Sympathien gekostet.

Wer weiß, vielleicht hat Sinatra, der Patriot, seinem Land sogar als Agent gedient, das würde auch die vielen späteren Tourneen in alle Welt erklären, die er absolvierte, obwohl er nicht mehr singen konnte...

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.



akroniger Offline

Wizard of the Main Event


Beiträge: 7.653

20.07.2002 14:10
#7 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
In Antwort auf:
Wer weiß, vielleicht hat Sinatra, der Patriot, seinem Land sogar als Agent gedient, das würde auch die vielen späteren Tourneen in alle Welt erklären, die er absolvierte, obwohl er nicht mehr singen konnte...



Wahrscheinlich hat Sinatra dem FBI und der CIA genaue Baupläne der Hallen verschafft in denen er gesungen hat. Einige dieser Konstruktionen sollen an geheimen Orten und auf dem Mond nachgebaut worden sein....

Andreas
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ASturm Offline

Capitol Silber


Beiträge: 2.737

20.07.2002 14:38
#8 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Es gibt 3 Symbole Amerikas:
Die Freiheitsstatue, Cola und Frank Sinatra.
(wer das sagte weiß ich nimmer, ich weiß nur das ich es mal gelesen habe)

Frank Sinatra ist eben das beste Beispiel für eine Karriere vom Tellerwäscher zum Superstar.(der Amerikanische Traum)

Ich denke hier kann man nicht viel hinzufügen.

Er hat Jahrelang öffentlich durch die Musik, im Entertaiment den Status zum Vorsitzenden des Showbuisness erlangt.
Was ich zurecht finde als Entertainer des Jahrhunderts.


Holgers Anmerkungen zu der "patrioten kacke" und "das er eh nicht mehr singen konnte" setzte ich natürlich meine Gegenmeinung entgegen und lasse sie weiterhin unkommentiert.



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Denis Offline

Columbia Gold


Beiträge: 600

20.07.2002 15:24
#9 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Stellenweise teilt er diese Position, wie gesagt, mit Elvis Presley. Angeblich soll es nach Umfragen so sein, dass sein Name bekannter wäre, als Jesus. Naja, ich lasse das mal so stehen. Dasselbe gilt für die Ernennung zum "artist of the century" durch BMG, welches auch relativ dreist ist und Sinatra um die erwähnte Position bringen wurde. Generell ist es aber so, dass jeder Musiker seine Nische im Musikbusiness ist. Sinatra ist immer als Entertainer bekannt gewesen, was jedoch auch für Elvis in späteren Jahren gilt. Allerdings würde ein Vergleich hier den Rahmen sprengen und womöglich zu nichts führen.
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ASturm Offline

Capitol Silber


Beiträge: 2.737

20.07.2002 15:50
#10 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Wer soll nach Umfragen wie du sagst bekannter als Jesus sein?
Frank Sinstra oder Elvis Presley?

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Denis Offline

Columbia Gold


Beiträge: 600

20.07.2002 16:37
#11 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Elvis.
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marcusprost Offline

Reprise Silber


Beiträge: 10.080

20.07.2002 19:16
#12 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Na, wer war schon dieser Jesus?????
In "Mrs Robinson" taucht er bei Sinatra, im Gegensatz zur Originalvorlage, glücklicherweise nicht auf.
Aber zurück zum Thema: Da ich ja mit meiner Anregung "You´re a lucky fellow Mr Smith" zu thematisieren Auslöser dafür bin, das dieses Thema in diesem Monat Diskussionsgegenstand ist, auch von mir ein paar Worte zur laufenden Diskussion.
Für mich stellt Sinatras künstlerische Umsetzung des Partiotismusses ein erheblicher Teil der Faszination an der Person Sinatra dar. Zugegeben: Ich wurde nicht Sinatra-Enthusiast, weil ich dieses Teilwerk kannte. Die 4-CD-Zusammenstellung "The Reprise-Collection", die mich erstmals mit "America, the Beautiful" bekannt gemacht hatte, habe ich erstmalig gehört, als ich schon einige Zeit Fan war. (das muß so Anfang der 90er gewesen sein).
Aber dennoch hat mich dieser Aspekt an Sinatras Kunst spontan fasziniert.
Ich habe die US-Amerikaner schon immer um dieses Möglichkeit beneidet, ihre Vaterlandsliebe, die eine urmenschliche Eigenschaft ist und in nahezu allen Weltkulturen in irgendeinerweise vorkommt, derart ausleben zu können; in Deutschland ist dies angesichts der jüngeren Geschichte ja leider nur sehr eingeschränkt möglich.
Hinzu kommt, daß die US-amerikanische Variante der Vaterlandsliebe oft ein wenig weiterging, als der Patriotismus in anderen Ländern: Die US-Amerikaner waren und sind oftmals nicht nur stolz auf ihr Land ansich, sondern auch auf die Staats-, Gesellschafts- und Regierungsform. Und gerade das macht ein Lied wie "The House i live In" einzigartig: Es handelt nicht von der schönen Landschaft oder sonstigen Reizen eines Landes, sondern stellt die Ordnungsform des Staates in den Vordergrund, in diesem Fall die Demokratie. Mir ist kaum ein deutsches Lied bekannt, in dem das Wort "Demokratie" überhaupt auch nur erwähnt wird.
In ähnlicher Weise ist Sinatras Meisterwerk "Theme From New York, New York" textlich herausragend. Es ist keines dieser typischen Städtelieder nach dem Motto "ach wie schön ist unsere Stadt... es gibt hier diese und jenes und auch Du wirst dies alles mögen", nein, es handelt sich um ein Lied, das den Geist dieser Stadt einfängt und das marktwirtschaftliche Ideal vom individuellen Aufstieg des Leistungsträgers in der Gesellschaft thematisiert und damit Lichtjahre von der sozialen Hängemattenideologie der PDS entfernt ist.
Das Sinatra diese und nicht andere Lieder ausgewählt hat, sollten wir ihm danken. Er hätte statt den genannten Liedern sich auch im unendlichgroßen Trog der schlichten Liebes oder Landsschaftssongs fischen können. Das er dies nicht getan hat, sondern eben diese Lieder aufnahm sollten wir ihm danken.
Alles in allem: Sinatra hat in seinem künstlerischen Werk - sowohl in seinen Filmen, als auch in seinen Lieder - zahlreiche positive Spuren seines Patriotismusses miteinfließen lassen. Einige der von ihm vorgetragenden Liedern waren richtungsweisend für dieses Gendré.
Ich denke, daß Sinatra damit in der Kunst einen ebensolchen Platz verdient hat, wie Edward Hopper in der Malerei oder Frank Lloyd Wright in der Architektur; er hat es verstanden uns das näherzubringen, was oft als Amerika bezeichnet wird.
Grüße,
Marcus Prost






Denis Offline

Columbia Gold


Beiträge: 600

20.07.2002 19:48
#13 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Wobei mir Elvis Version von America The Beautiful um Längen besser gefällt, da Sinatras Stimme dort nicht die nötige Kraft aufweist.

Oh, jetzt rede ich schon wie Holger.
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marcusprost Offline

Reprise Silber


Beiträge: 10.080

20.07.2002 19:56
#14 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Hallo Denis,
na rein stimmlich gesehen, kann ich Dir da sogar zustimmen. Ich habe eine Live-Fassung dieses Liedes von Elvis die absolut genial ist. Presley singt inbrünstig und mitreisend, dagegen ist Sinatras Studiofassung wirklich etwas unenthusistisch. Trotzdem halte ich auch diese stimmlich für nicht schlecht und das kraftvolle Orchester macht einiges wett.
Grüße,
Marcus


Denis Offline

Columbia Gold


Beiträge: 600

20.07.2002 21:09
#15 RE:Sinatra, ein Symbol Amerikas? Zitat · Antworten
Habe ich auch niemals bestritten.
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